8 Matching Annotations
  1. Jun 2017
    1. 27 Und fing an von Mose und allen Propheten und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren.

      "Eine absolute Hermentuik kündigt sich an, und dann bringt sie nicht nur nichts zum Vorschein, sondern glänzt selbst durch Abwesenheit; kaum genannt, verschwindet sie schon wieder zugunsten des Augenblicks der Eucharistie (Lk 24,28-33). Ist ein solch abrupter Übergang von der Hermeneutik zur Eucharistie nicht das Eigenständnis der Unmöglichkeit der Ersteren? Zweifellos, aber auch nur dann, wenn man hier, wie es ein hartnäckig sich haltendes Vorturteil nahelegt, ein Unterscheidung zwischen zwei unterschiedlichen Handlungen vornimmt, zwischen der Hermeneutik und der Eucharistie. Ansonsten wäre hier eine andere Hypothese in Anschlag zu bringen: Die hermeneutische Schriftauslegung erscheint nur dann wie abgeschnitten oder gar wie nicht existent, wenn man sie von der eucharistichen Feier unterscheidet, in der das Erkennen sich ereignet; denn nicht nur "erkannten" seine Jünger ihn gleich nach dem Brechen des Brotes und "gingen ihnen die Augen auf" (Lk 24,31), sondern vor allem auch durchdrang die Hermeneutik den Text bis hin zu dessen Referenten: "Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloß?" (Lk 24,32). Die Eucharistie bringt, als ihren zentralen Moment, die Hermenutik zur Vollendung [...]."

      Marion, Jean-Luc: Gott ohne Sein. Paderborn/München/Wien/Zürich, 3 2014. S. 232f.

  2. Jan 2017
    1. Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet Um deiner Feinde willen, Daß du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.

      Grundsätzlich: 2 Gegensätze in V. 3:

      1) "Macht / Festung" als das gegen die "Feinde"

      2) "Kinder und Säuglinge" vs. "Feind und Rachgieriger".

  3. Dec 2016
    1. Atem Gottes

      Umstrittene Stelle; Heb. ruach haelohim. Weil ruach theoretisch "Geist", "Atem" oder "Wind" und elohim "Gott" oder "stark" bezeichnen kann, sind die beiden verbreitetsten Deutungen (1) "Der Geist Gottes schwebte" und (2) "Ein starker Wind stürmte".

      Deutung (1) geht nicht an, weil es die Vorstellung eines eigenständigen "Geistes Gottes" im AT noch nicht gibt, die Rolle dieses Geistes Gottes in dieser Schilderung des Urzustands der Welt unklar wäre und das Verb von einer schnellen Bewegung spricht und daher nicht mit einem "Geist Gottes" vereinbar ist. Deutung (2) geht ebensowenig an, weil elohim in Gen 1 sehr häufig und stets in der Bedeutung "Gott" verwendet wird. Die Rede muss also sein von einem heftigen "Atem Gottes" oder einem starken "Wind Gottes".

      Biblische Parallelen lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: (1) Solche vom mächtigen Atem Gottes, mit dem er häufig gerade auf das Wasser einwirkt, und (2) solche vom Atem Gottes als etwas, mit dem er schafft.


      Der mächtige Atem Gottes:

      Ex 15,8.10:

      *8 Durch dein Blasen taten sich die Wasser empor, und die Fluten standen in Haufen; die Tiefe wallte voneinander mitten im Meer. ... 10 Da ließest du deinen Atem/Wind ( ruach ) blasen und das Meer bedeckte sie, und sie sanken unter wie Blei im mächtigen Wasser.*

      2 Sam 22,16 // Ps 18,16:

      Da sah man das Bett der Wasser, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt, HERR, von deinem Schelten, von dem Odem und Schnauben deiner Nase.

      Ps 29,3f.:

      *3 Die Stimme des HERRN geht über den Wassern; der Gott der Ehren donnert, der HERR über großen Wassern. 4 Die Stimme des HERRN geht mit Macht; die Stimme des HERRN geht herrlich.*

      Ps 104,7:

      *Aber von deinem Schelten flohen [die Wasser], von deinem Donner fuhren sie dahin.**


      Atem Gottes als Schöpfungskraft:

      Ps 33,6.9:

      *6 Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes. ... 9 Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so stehet’s da.*

      Am klarsten ist dieses Motiv natürlich in Gen 1 selbst.


      Kombiniert sind beide Motive auch in Jdt 16,17f.:

      *17 Alle deine Kreatur muß dir dienen; denn was du sprichst, das muß geschehen. Wo du einem einen Mut gibst, das muß fortgehen, und deinem Wort kann niemand Widerstand tun. 18 Die Berge müssen zittern, und die Felsen zerschmelzen wie Wachs vor dir.**


      Orientiert man sich an diesen Parallelen, sind Vv. 1f. wahrscheinlich so aufzufassen und zu strukturieren:

      • V. 1: Zeitlicher Nebensatz zu V. 2: Erzählt wird vom Beginn von Gottes Schöpfungshandeln
      • Vv. 2ab: Urzustand der Erde: Zu Beginn von Gottes Schöpfungshandeln liegt die Welt im Finstern und ist von Wasser bedeckt.
      • V. 2c: Gottes Stimme, die so mächtig ist, dass sie geradezu "stürmt", ist die "Gegen-kraft" des Urmeers: Mittels ihrer wird das Urmeer "besiegt" und "gespalten" und eine ganze neue Weltordnung ins Sein gesetzt. Von diesem Ins-Sein-Setzen berichten dann Vv. 3ff. Vgl. ähnlich z.B. Di Lella 1985, S. 130.

      • Di Lella, Alexander A.: Genesis 1:1-10: A Formal Introduction to P's Creation Account, in: A. Caquot u.a.: Mélanges bibliques et orientaux en l'honneur de M. Mathias Delcor. Kevelaer/Neukirchen-Vluyn, 1985. S. 127-137.
    2. der erste „Tag“

      W. "1 Tag" (statt "ein Tag"): Vv. 3-5 berichten von der Schöpfung der zeitlichen Ordnung, nicht von der Schöpfung der Helligkeit. Funktion der Formel "Es wurde Abend usw." ist hier also nicht nur, davon zu berichten, dass der erste Schöpfungsabschnitt nun abgelaufen ist, sondern ineins damit wird vorgeführt, wie Gott die zeitliche Ordnung ins Sein setzt. Nach der Unterscheidung von Hellem und Finsterem, von Tag und Nacht, muss es 1x Abend und 1x Morgen werden, dann ist die Zeitspanne von "1 Tag" vergangen. Vv. 6ff. berichten dann von der Einsetzung des Raumes.

      Vgl. dazu Sasson 1992, S. 191; Steinmann 2002, S. 583f. u.a.


    1. aber

      Warum "aber"? Die folgenden Tiere fallen doch gar nicht unter die Gruppe der Tiere, für die beides gilt? Vgl. Lev 11,20; gemeint ist also sicher: 1) A dürft ihr essen 2) Was aber davon... leitet Teilmenge A' in A ein, die doch gegessen werden dürfen.

      Da passt was nicht.

    1. 37 Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammet nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebet, so wird euch vergeben. 38 Gebt, so wird euch gegeben.

      Stoßrichtung: Die Hoffnung auf die endzeitliche Vergeltung Gottes wird zum Anlass für gutes und wider schlechtes Handeln.

      (Heininger, VL 2016/17)

    2. so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig über die Undankbaren und Bösen

      "Problem" dieses Abschlusses: Nachdem zuvor gerade die Gegenseitigkeitsethik kritisiert wurde, wird hier sozusagen "unter der Hand" doch wieder eine Reziprozität eingeführt: Für gute Taten wird man zu "Kindern des Allerhöchsten".

      (Heininger, VL 2016/17)

  4. Nov 2016
    1. Und wie ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, also tut ihnen gleich auch ihr.

      Warum steht die goldene Regel eigentlich gerade nach dem Gebot der Feindesliebe? Diese ist ja viel radikaler; die goldene Regel dagegen basiert auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit (=> Bultmann, Luz)

      <=> Heininger, VL 2016/17: Wie ihr wollt...: Maßstab der goldenen Regel ist nicht das Verhalten anderer, sondern ein Verhalten, wie ich es mir von anderen wünsche.