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  1. May 2023
    1. Eine erste Übersetzung

      Das hier ist ein "Status-Kasten" bei der Offenen Bibel; da siehst du, wie zuverlässig eine Übersetzung da schon ist.

  2. Jan 2018
    1. Nicht und Nichts

      Heb. tohu wabohu, eine stehende Wendung, die sich auch Jes 34,11 und Jer 4,23 findet und deren Bedeutung umstritten ist.

      Das Wort bohu findet sich einzig innerhalb dieser Wendung und ist daher unklar. tohu steht im Hebräischen ebenso wie verwandte Wörter in verwandten Sprachen für das "Nichts", die "Leere", die "Ödnis" und die "Wüste", nicht aber für "Chaos" (!).

      Welche von diesen Bedeutungen hier am nächsten liegt, ist klar: Die Vorstellung des Uranfangs ist (wie oft im Alten Orient, s. die Parallelstellen) offensichtlich dergestalt, dass anfangs die Welt im Dunkeln liegt und gänzlich von Wassermassen - der "Tiefe" - überflutet ist (von einer Schöpfung des Wassers (im Gegensatz zur Erde) wird denn im Folgenden auch nichts mehr erzählt). Diese Wassermassen muss Gott dann erst verlagern, damit "etwas Trockenes" sichtbar werden kann, und erst dann wird dieses "Trockene" benannt als "Erde". Zum Zeitpunkt von V. 2 existiert eine "Erde" also offenbar noch gar nicht: Die Erde war "Nicht und Nichts". So auch Galling 1950, S. 150.


      • Galling, Kurt: Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. i 2, in: ZThK 47. 1950. S. 145-157
  3. Nov 2017
    1. Am Anfang von Gottes Schöpfung von Himmel und Erde 2 war

      Der heb. Text beginnt mit dem Wort bereschit ("Am Anfang") - anders, als die übliche Übersetzung das nahelegt, ein unbestimmtes, artikelloses Substantiv. Weil im Heb. ebenso wie im Dt. eigentlich ein Artikel stehen würde, wenn von "dem [einen] Anfang" die Rede ist, muss dieser Ausfall des Artikels erklärt werden.

      Die wahrscheinlichste Erklärung ist diese: reschit ("Anfang") ist ein sog. "relationales Nomen": Etwas ist immer Anfang von etwas. bereschit ist daher im Heb. stets Teil einer Genitivverbindung, die angibt, wovon etwas "Anfang" ist (s. noch Jer 26,1; 27,1; 28,1; 49,34; Hos 9,10; 1 QS 10,1.5.13.15; 1 QH 12,6; vgl. Merlo 2008, S. 74; Rottzoll 1991, S. 248). Weil im Heb. das erste Glied einer solchen Genitivverbindung stets unbestimmt ist, ist dies der Grund für die Artikellosigkeit von bereschit.

      Dass auf dieses erste Glied nicht ein weiteres Nomen folgt, sd. ein Verb, ist unproblematisch: Im Heb. kann in einem sog. "Substantivsatz" ein Verb auch die Rolle eines Nomens übernehmen.

      Demnach ist Gen 1,1 aufzulösen: "Am Anfang von Gott-schuf-Himmel-und-Erde". So lösen z.B. auch auf: Di Lella 1985, S. 129; Merlo 2008; Nic §18; Orlinsky 1983; Rechenmacher 2002; Speiser 1964 und schon Harper 1888, S. 22 und Smith 1928.


    2. Nicht und Nichts

      Heb. tohu wabohu, eine stehende Wendung, die sich auch Jes 34,11 und Jer 4,23 findet und deren Bedeutung umstritten ist.

      Das Wort bohu findet sich einzig innerhalb dieser Wendung und ist daher unklar. tohu steht im Hebräischen ebenso wie verwandte Wörter in verwandten Sprachen für das "Nichts", die "Leere", die "Ödnis" und die "Wüste", nicht aber für "Chaos" (!).

      Welche von diesen Bedeutungen hier am nächsten liegt, ist klar: Die Vorstellung des Uranfangs ist (wie oft im Alten Orient, s. die Parallelstellen) offensichtlich dergestalt, dass anfangs die Welt im Dunkeln liegt und gänzlich von Wassermassen - der "Tiefe" - überflutet ist. Diese Wassermassen muss Gott dann im Folgenden erst verlagern, damit "etwas Trockenes" sichtbar werden kann, und erst dann wird dieses "Trockene" benannt als "Erde". Zum Zeitpunkt von V. 2 existiert eine "Erde" also offenbar noch gar nicht: Die Erde war "Nicht und Nichts". So auch Galling 1950, S. 150.


      • Galling, Kurt: Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. i 2, in: ZThK 47. 1950. S. 145-157
    3. Nicht und Nichts: Nur Dunkelheit war auf der Meerestiefe

      Die Vorstellung einer Welt, die uranfangs im Dunkeln liegt und von Wasser bedeckt ist, ist im ganzen Alten Orient verbreitet:

      Bibel

      Ps 104,6-8:

      *6 Mit der Tiefe deckst du [die Erde] wie mit einem Kleide, / und Wasser standen über den Bergen. 7 Aber vor deinem Schelten flohen sie, / vor deinem Donner fuhren sie dahin. 8 Die Berge gingen hoch hervor, / und die Täler setzten sich herunter zum Ort, / den du ihnen gegründet hast.*


      Ägyptisch

      Die Weltschöpfung in der Esna-Tradition:

      Der Vater der Väter, die Mutter der Mütter, die uranfängliche Wesenheit, die am Anbeginn der Zeit entstand, war nun körperlich in Erscheinung getreten, als sie sich (noch) inmitten des Urgewässers befand, während die Erde (noch) in Finsternis lag, der Tag (noch) in Dunkelheit gehüllt war, bevor (noch) die Erde (aus dem Urgewässer) hervorgetreten war und bevor es Vegetation gab. (Üs.: TUAT III/5, S. 1079)

      Sargtext 80 [Die Rede ist von der Schöpfung der acht Götter, die dem Gott Schu bei der Schöpfung helfen]:

      Oh, ihr acht Unendlichen - unendliche Zahl Unendlicher! - / die ihr den Himmel mit euren Armen umfasst, / die ihr zusammenzieht Himmel und Horizont Gebs! / Schu gab euch Geburt / aus der Flut, aus den Wassern, / aus der Verlorenheit, aus der Dunkelheit... (Üs. nach COS 1.8)


      Babylonisch

      Enuma Elisch:

      Als oben der Himmel noch nicht existierte / und unten die Erde noch nicht entstanden war - / gab es Apsu, den ersten, ihren Erzeuger, / und Schöpferin Tiamat, die sie alle gebar; / sie hatten ihre Wasser miteinander vermischt, / ehe sich Weideland verband und Röhricht zu finden war... (Üs.: TUAT III/4, S. 569)


      Hethitisch:

      Telipinu und die Tochter des Meeres:

      Früher, als das große M[eer der Alleinherrscher war - als aber] Himmel, Erde (und) Menschhe[it geschaffen wurden,] (da) wurde es streitsüchtig und holte [den Sonnengott des Himmels] herunter und [hielt] ihn [versteckt]. Dies [hatte] im Lande schlimme [Folgen], (da) Dunkelheit hereinbrach. Das Me[er tobte], (und) niemand konnte ihm widerstehen. (Üs.: TUAT III/4, S. 811)


      Sumerisch

      Kosmogonie aus Nibru

      An, der Herr, erhellte den Himmel, die Erde war dunkel, / in die Unterwelt wurde nicht geschaut, / aus der Tiefe wurde noch kein Wasser geschöpft, / nichts wurde geschaffen... (Üs.: TUAT III/3, S. 353)

    4. der Atem Gottes stürmte

      Umstrittene Stelle; Heb. ruach haelohim. Weil ruach theoretisch "Geist", "Atem" oder "Wind" und elohim "Gott" oder "stark" bezeichnen kann, sind die beiden verbreitetsten Deutungen (1) "Der Geist Gottes schwebte" und (2) "Ein starker Wind stürmte".

      Deutung (1) geht nicht an, weil es die Vorstellung eines eigenständigen "Geistes Gottes" im AT noch nicht gibt, die Rolle dieses Geistes Gottes in dieser Schilderung des Urzustands der Welt unklar wäre und das Verb von einer schnellen Bewegung spricht und daher nicht mit einem "Geist Gottes" vereinbar ist. Deutung (2) geht ebensowenig an, weil elohim in Gen 1 sehr häufig und stets in der Bedeutung "Gott" verwendet wird. Die Rede muss also sein von einem heftigen "Atem Gottes" oder einem starken "Wind Gottes".

      Biblische Parallelen lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: (1) Solche vom mächtigen Atem Gottes, mit dem er häufig gerade auf das Wasser einwirkt, und (2) solche vom Atem Gottes als etwas, mit dem er schafft.


      Der mächtige Atem Gottes:

      Ex 15,8.10:

      *8 Durch dein Blasen taten sich die Wasser empor, und die Fluten standen in Haufen; die Tiefe wallte voneinander mitten im Meer. ... 10 Da ließest du deinen Atem/Wind ( ruach ) blasen und das Meer bedeckte sie, und sie sanken unter wie Blei im mächtigen Wasser.*

      2 Sam 22,16 // Ps 18,16:

      Da sah man das Bett der Wasser, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt, HERR, von deinem Schelten, von dem Odem und Schnauben deiner Nase.

      Ps 29,3f.:

      *3 Die Stimme des HERRN geht über den Wassern; der Gott der Ehren donnert, der HERR über großen Wassern. 4 Die Stimme des HERRN geht mit Macht; die Stimme des HERRN geht herrlich.*

      Ps 104,7:

      *Aber von deinem Schelten flohen [die Wasser], von deinem Donner fuhren sie dahin.**


      Atem Gottes als Schöpfungskraft:

      Ps 33,6.9:

      *6 Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes. ... 9 Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so stehet’s da.*

      Am klarsten ist dieses Motiv natürlich in Gen 1 selbst.


      Kombiniert sind beide Motive auch in Jdt 16,17f.:

      *17 Alle deine Kreatur muß dir dienen; denn was du sprichst, das muß geschehen. Wo du einem einen Mut gibst, das muß fortgehen, und deinem Wort kann niemand Widerstand tun. 18 Die Berge müssen zittern, und die Felsen zerschmelzen wie Wachs vor dir.**


      Orientiert man sich an diesen Parallelen, sind Vv. 1f. wahrscheinlich so aufzufassen und zu strukturieren:

      • V. 1: Zeitlicher Nebensatz zu V. 2: Erzählt wird vom Beginn von Gottes Schöpfungshandeln
      • Vv. 2ab: Urzustand der Erde: Zu Beginn von Gottes Schöpfungshandeln liegt die Welt im Finstern und ist von Wasser bedeckt.
      • V. 2c: Gottes Stimme, die so mächtig ist, dass sie geradezu "stürmt" (ganz ähnlich wie in Ps 18,14 seine Stimme "Hagel und Feuerglut" ist, wie in Ps 29,3 die Stimme JHWHs über den Wasser "donnert" oder wie in Ps 104,7 die Wasser vor der "Stimme seines Donners" fliehen. Vgl. dann auch Sir 43,16f: "Es lässt sein Wort den Südwind wehen, des Nordwinds Brausen, Wind und Wetter." (Üs.: Kaiser)), ist die "Gegen-kraft" des Urmeers: Mittels ihrer wird das Urmeer "besiegt" und "gespalten" und eine ganze neue Weltordnung ins Sein gesetzt. Von diesem Ins-Sein-Setzen berichten dann Vv. 3ff. Vgl. ähnlich z.B. Di Lella 1985, S. 130.

      • Di Lella, Alexander A.: Genesis 1:1-10: A Formal Introduction to P's Creation Account, in: A. Caquot u.a.: Mélanges bibliques et orientaux en l'honneur de M. Mathias Delcor. Kevelaer/Neukirchen-Vluyn, 1985. S. 127-137.
    5. etwas Helles

      Mit "dem Hellen" ist wahrscheinlich nicht die "Helligkeit" gemeint (da die Lichtspender ja erst in Vv. 14-19 geschaffen werden), sondern der Tag als Einheit zur Zeitrechnung: Wie im restlichen Kapitel ruft Gott zuerst etwas nur abstrakt Bezeichnetes ins Sein und gibt dem dann einen Namen (z.B. "etwas Schalenförmiges" in Vv. 6-8 für den "Himmel", "Trockenes" in Vv. 9f. für "Erde" usw.; vgl. gut Good 2009, S. 12).


      • Good, Edwin M.: Genesis 1-11. Tales of the Earliest World. A New Translation and Essays. Stanford, 2009.
    6. „Tag“

      W. "1 Tag" (statt "ein Tag"): Vv. 3-5 berichten von der Schöpfung der zeitlichen Ordnung, nicht von der Schöpfung der Helligkeit. Funktion der Formel "Es wurde Abend usw." ist hier also nicht nur, davon zu berichten, dass der erste Schöpfungsabschnitt nun abgelaufen ist, sondern ineins damit wird vorgeführt, wie Gott die zeitliche Ordnung ins Sein setzt. Nach der Unterscheidung von Hellem und Finsterem, von Tag und Nacht, muss es 1x Abend und 1x Morgen werden, dann ist die Zeitspanne von "1 Tag" vergangen. Vv. 6ff. berichten dann von der Einsetzung des Raumes.

      Vgl. dazu Sasson 1992, S. 191; Steinmann 2002, S. 583f. u.a.


    7. etwas Schalenförmiges

      Im biblischen Weltbild ruht die Erde auf Sockeln auf einer großen Wassermasse auf; das Blau des Himmels ist eine weitere Wassermasse, die von einer festen Trennwand davon abgehalten wird, auf die Erde niederzustürzen. Von der Schöpfung dieser Trennwand berichten Vv. 6-8.

      Entsprechende Vorstellungen finden sich häufiger im Alten Orient; aus Ägypten etwa stammt diese sehr schöne bildliche Darstellung: Die Himmelsgöttin Nut überwölbt die Erde und hält eine Wassermasse zurück, auf der hier sogar Schiffe fahren.

      (Grafik bei Schäfer 1928, Abb. 29)


      • Schäfer, Heinrich: Weltgebäude der alten Ägypter. Berlin / Leipzig, 1928.
    8. Und es geschah also.

      "Und es geschah also" finden sich in MT nach V. 7, in LXX aber nach V. 6. Vermutlich ist dies sein ursprünglicher Ort. Vgl. z.B. Westermann 1983, S. 109.


      • Westermann, Claus: Genesis. Kapitel 1-11. Neukirchen-Vluyn, 1983.
    1. Und es geschah also

      "Und es geschah also" finden sich in MT nach V. 7, in LXX aber nach V. 6. Vermutlich ist dies sein ursprünglicher Ort. Vgl. z.B. Westermann 1983, S. 109.


      • Westermann, Claus: Genesis. Kapitel 1-11. Neukirchen-Vluyn, 1983.
    2. etwas Schalenförmiges

      Im biblischen Weltbild ruht die Erde auf Sockeln auf einer großen Wassermasse auf; das Blau des Himmels ist eine weitere Wassermasse, die von einer festen Trennwand davon abgehalten wird, auf die Erde niederzustürzen. Von der Schöpfung dieser Trennwand berichten Vv. 6-8.

      Entsprechende Vorstellungen finden sich häufiger im Alten Orient; aus Ägypten etwa stammt diese sehr schöne bildliche Darstellung: Die Himmelsgöttin Nut überwölbt die Erde und hält eine Wassermasse zurück, auf der hier sogar Schiffe fahren.

      (Grafik bei Schäfer 1928, Abb. 29)


      • Schäfer, Heinrich: Weltgebäude der alten Ägypter. Berlin / Leipzig, 1928.
    3. „Tag“

      W. "1 Tag" (statt "ein Tag"): Vv. 3-5 berichten von der Schöpfung der zeitlichen Ordnung, nicht von der Schöpfung der Helligkeit. Funktion der Formel "Es wurde Abend usw." ist hier also nicht nur, davon zu berichten, dass der erste Schöpfungsabschnitt nun abgelaufen ist, sondern ineins damit wird vorgeführt, wie Gott die zeitliche Ordnung ins Sein setzt. Nach der Unterscheidung von Hellem und Finsterem, von Tag und Nacht, muss es 1x Abend und 1x Morgen werden, dann ist die Zeitspanne von "1 Tag" vergangen. Vv. 6ff. berichten dann von der Einsetzung des Raumes.

      Vgl. dazu Sasson 1992, S. 191; Steinmann 2002, S. 583f. u.a.


    4. etwas Helles!

      Mit "dem Hellen" ist wahrscheinlich nicht die "Helligkeit" gemeint (da die Lichtspender ja erst in Vv. 14-19 geschaffen werden), sondern der Tag als Einheit zur Zeitrechnung: Wie im restlichen Kapitel ruft Gott zuerst etwas nur abstrakt Bezeichnetes ins Sein und gibt dem dann einen Namen (z.B. "etwas Schalenförmiges" in Vv. 6-8 für den "Himmel", "Trockenes" in Vv. 9f. für "Erde" usw.; vgl. gut Good 2009, S. 12).


      • Good, Edwin M.: Genesis 1-11. Tales of the Earliest World. A New Translation and Essays. Stanford, 2009.
    5. Nicht und Nichts: Nur Dunkelheit war auf der Meerestiefe.Doch der Atem Gottes stürmte über dem Wasser

      Eine alte jüd. Auslegungstradition: V. 2 soll angeben, aus welchen Materialien Gott die Welt schafft:

      BerR I 9: Ein Philosoph fragte den Rabbi Gamaliel: "Euer Gott ist zwar ein großer Maler, er fand aber gutes Material vor, was ihm zustatten kam: Tohu und Bohu und Dunkelheit und ruach und Wasser und Meerestiefe.

    6. Nicht und Nichts: Nur Dunkelheit war auf der Meerestiefe

      Die Vorstellung einer Welt, die uranfangs im Dunkeln liegt und von Wasser bedeckt ist, ist im ganzen Alten Orient verbreitet:

      Bibel

      Ps 104,6-8:

      *6 Mit der Tiefe deckst du [die Erde] wie mit einem Kleide, / und Wasser standen über den Bergen. 7 Aber vor deinem Schelten flohen sie, / vor deinem Donner fuhren sie dahin. 8 Die Berge gingen hoch hervor, / und die Täler setzten sich herunter zum Ort, / den du ihnen gegründet hast.*


      Ägyptisch

      Die Weltschöpfung in der Esna-Tradition:

      Der Vater der Väter, die Mutter der Mütter, die uranfängliche Wesenheit, die am Anbeginn der Zeit entstand, war nun körperlich in Erscheinung getreten, als sie sich (noch) inmitten des Urgewässers befand, während die Erde (noch) in Finsternis lag, der Tag (noch) in Dunkelheit gehüllt war, bevor (noch) die Erde (aus dem Urgewässer) hervorgetreten war und bevor es Vegetation gab. (Üs.: TUAT III/5, S. 1079)

      Sargtext 80 [Die Rede ist von der Schöpfung der acht Götter, die dem Gott Schu bei der Schöpfung helfen]:

      Oh, ihr acht Unendlichen - unendliche Zahl Unendlicher! - / die ihr den Himmel mit euren Armen umfasst, / die ihr zusammenzieht Himmel und Horizont Gebs! / Schu gab euch Geburt / aus der Flut, aus den Wassern, / aus der Verlorenheit, aus der Dunkelheit... (Üs. nach COS 1.8)


      Babylonisch

      Enuma Elisch:

      Als oben der Himmel noch nicht existierte / und unten die Erde noch nicht entstanden war - / gab es Apsu, den ersten, ihren Erzeuger, / und Schöpferin Tiamat, die sie alle gebar; / sie hatten ihre Wasser miteinander vermischt, / ehe sich Weideland verband und Röhricht zu finden war... (Üs.: TUAT III/4, S. 569)


      Hethitisch:

      Telipinu und die Tochter des Meeres:

      Früher, als das große M[eer der Alleinherrscher war - als aber] Himmel, Erde (und) Menschhe[it geschaffen wurden,] (da) wurde es streitsüchtig und holte [den Sonnengott des Himmels] herunter und [hielt] ihn [versteckt]. Dies [hatte] im Lande schlimme [Folgen], (da) Dunkelheit hereinbrach. Das Me[er tobte], (und) niemand konnte ihm widerstehen. (Üs.: TUAT III/4, S. 811)


      Sumerisch

      Kosmogonie aus Nibru

      An, der Herr, erhellte den Himmel, die Erde war dunkel, / in die Unterwelt wurde nicht geschaut, / aus der Tiefe wurde noch kein Wasser geschöpft, / nichts wurde geschaffen... (Üs.: TUAT III/3, S. 353)

    7. Nicht und Nichts

      Heb. tohu wabohu, eine stehende Wendung, die sich auch Jes 34,11 und Jer 4,23 findet und deren Bedeutung umstritten ist.

      Das Wort bohu findet sich einzig innerhalb dieser Wendung und ist daher unklar. tohu steht im Hebräischen ebenso wie verwandte Wörter in verwandten Sprachen für das "Nichts", die "Leere", die "Ödnis" und die "Wüste", nicht aber für "Chaos" (!).

      Welche von diesen Bedeutungen hier am nächsten liegt, ist klar: Die Vorstellung des Uranfangs ist (wie oft im Alten Orient, s. die Parallelstellen) offensichtlich dergestalt, dass anfangs die Welt im Dunkeln liegt und gänzlich von Wassermassen - der "Tiefe" - überflutet ist. Diese Wassermassen muss Gott dann im Folgenden erst verlagern, damit "etwas Trockenes" sichtbar werden kann, und erst dann wird dieses "Trockene" benannt als "Erde". Zum Zeitpunkt von V. 2 existiert eine "Erde" also offenbar noch gar nicht: Die Erde war "Nicht und Nichts". So auch Galling 1950, S. 150.


      • Galling, Kurt: Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. i 2, in: ZThK 47. 1950. S. 145-157
    8. Am Anfang von Gottes Schöpfung von Himmel und Erde 2 war

      Der heb. Text beginnt mit dem Wort bereschit ("Am Anfang") - anders, als die übliche Übersetzung das nahelegt, ein unbestimmtes, artikelloses Substantiv. Weil im Heb. ebenso wie im Dt. eigentlich ein Artikel stehen würde, von von "dem [einen] Anfang" die Rede ist, muss dieser Ausfall des Artikels erklärt werden.

      Die wahrscheinlichste Erklärung ist diese: reschit ("Anfang") ist ein sog. "relationales Nomen": Etwas ist immer Anfang von etwas. bereschit ist daher im Heb. stets Teil einer Genitivverbindung, die angibt, wovon etwas "Anfang" ist (s. noch Jer 26,1; 27,1; 28,1; 49,34; Hos 9,10; 1 QS 10,1.5.13.15; 1 QH 12,6; vgl. Merlo 2008, S. 74; Rottzoll 1991, S. 248). Weil im Heb. das erste Glied einer solchen Genitivverbindung stets unbestimmt ist, ist dies der Grund für die Artikellosigkeit von bereschit.

      Dass auf dieses erste Glied nicht ein weiteres Nomen folgt, sd. ein Verb, ist unproblematisch: Im Heb. kann in einem sog. "Substantivsatz" ein Verb auch die Rolle eines Nomens übernehmen.

      Demnach ist Gen 1,1 aufzulösen: "Am Anfang von Gott-schuf-Himmel-und-Erde". So lösen z.B. auch auf: Di Lella 1985, S. 129; Merlo 2008; Nic §18; Orlinsky 1983; Rechenmacher 2002; Speiser 1964 und schon Harper 1888, S. 22 und Smith 1928.


    1. Und es geschah also.

      "Und es geschah also" finden sich in MT nach V. 7, in LXX aber nach V. 6. Vermutlich ist dies sein ursprünglicher Ort. Vgl. z.B. Westermann 1983, S. 109.


      • Westermann, Claus: Genesis. Kapitel 1-11. Neukirchen-Vluyn, 1983.
    2. etwas Schalenförmiges

      Im biblischen Weltbild ruht die Erde auf Sockeln auf einer großen Wassermasse auf; das Blau des Himmels ist eine weitere Wassermasse, die von einer festen Trennwand davon abgehalten wird, auf die Erde niederzustürzen. Von der Schöpfung dieser Trennwand berichten Vv. 6-8.

      Entsprechende Vorstellungen finden sich häufiger im Alten Orient; aus Ägypten etwa stammt diese sehr schöne bildliche Darstellung: Die Himmelsgöttin Nut überwölbt die Erde und hält eine Wassermasse zurück, auf der hier sogar Schiffe fahren.

      (Grafik bei Schäfer 1928, Abb. 29)


      • Schäfer, Heinrich: Weltgebäude der alten Ägypter. Berlin / Leipzig, 1928.
    3. „Tag“

      W. "1 Tag" (statt "ein Tag"): Vv. 3-5 berichten von der Schöpfung der zeitlichen Ordnung, nicht von der Schöpfung der Helligkeit. Funktion der Formel "Es wurde Abend usw." ist hier also nicht nur, davon zu berichten, dass der erste Schöpfungsabschnitt nun abgelaufen ist, sondern ineins damit wird vorgeführt, wie Gott die zeitliche Ordnung ins Sein setzt. Nach der Unterscheidung von Hellem und Finsterem, von Tag und Nacht, muss es 1x Abend und 1x Morgen werden, dann ist die Zeitspanne von "1 Tag" vergangen. Vv. 6ff. berichten dann von der Einsetzung des Raumes.

      Vgl. dazu Sasson 1992, S. 191; Steinmann 2002, S. 583f. u.a.


    4. etwas Helles!

      Mit "dem Hellen" ist wahrscheinlich nicht die "Helligkeit" gemeint (da die Lichtspender ja erst in Vv. 14-19 geschaffen werden), sondern der Tag als Einheit zur Zeitrechnung: Wie im restlichen Kapitel ruft Gott zuerst etwas nur abstrakt Bezeichnetes ins Sein und gibt dem dann einen Namen (z.B. "etwas Schalenförmiges" in Vv. 6-8 für den "Himmel", "Trockenes" in Vv. 9f. für "Erde" usw.; vgl. gut Good 2009, S. 12).


      • Good, Edwin M.: Genesis 1-11. Tales of the Earliest World. A New Translation and Essays. Stanford, 2009.
    5. Nicht und Nichts: Nur Dunkelheit war auf der Meerestiefe.Doch der Atem Gottes stürmte über dem Wasser.

      Eine alte jüd. Auslegungstradition: V. 2 soll angeben, aus welchen Materialien Gott die Welt schafft:

      BerR I 9: Ein Philosoph fragte den Rabbi Gamaliel: "Euer Gott ist zwar ein großer Maler, er fand aber gutes Material vor, was ihm zustatten kam: Tohu und Bohu und Dunkelheit und ruach und Wasser und Meerestiefe.

    6. Nicht und Nichts

      Heb. tohu wabohu, eine stehende Wendung, die sich auch Jes 34,11 und Jer 4,23 findet und deren Bedeutung umstritten ist.

      Das Wort bohu findet sich einzig innerhalb dieser Wendung und ist daher unklar. tohu steht im Hebräischen ebenso wie verwandte Wörter in verwandten Sprachen für das "Nichts", die "Leere", die "Ödnis" und die "Wüste", nicht aber für "Chaos" (!).

      Welche von diesen Bedeutungen hier am nächsten liegt, ist klar: Die Vorstellung des Uranfangs ist (wie oft im Alten Orient, s. die Parallelstellen) offensichtlich dergestalt, dass anfangs die Welt im Dunkeln liegt und gänzlich von Wassermassen - der "Tiefe" - überflutet ist. Diese Wassermassen muss Gott dann im Folgenden erst verlagern, damit "etwas Trockenes" sichtbar werden kann, und erst dann wird dieses "Trockene" benannt als "Erde". Zum Zeitpunkt von V. 2 existiert eine "Erde" also offenbar noch gar nicht: Die Erde war "Nicht und Nichts". So auch Galling 1950, S. 150.


      • Galling, Kurt: Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. i 2, in: ZThK 47. 1950. S. 145-157
    7. Atem Gottes stürmte

      Umstrittene Stelle; Heb. ruach haelohim. Weil ruach theoretisch "Geist", "Atem" oder "Wind" und elohim "Gott" oder "stark" bezeichnen kann, sind die beiden verbreitetsten Deutungen (1) "Der Geist Gottes schwebte" und (2) "Ein starker Wind stürmte".

      Deutung (1) geht nicht an, weil es die Vorstellung eines eigenständigen "Geistes Gottes" im AT noch nicht gibt, die Rolle dieses Geistes Gottes in dieser Schilderung des Urzustands der Welt unklar wäre und das Verb von einer schnellen Bewegung spricht und daher nicht mit einem "Geist Gottes" vereinbar ist. Deutung (2) geht ebensowenig an, weil elohim in Gen 1 sehr häufig und stets in der Bedeutung "Gott" verwendet wird. Die Rede muss also sein von einem heftigen "Atem Gottes" oder einem starken "Wind Gottes".

      Biblische Parallelen lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: (1) Solche vom mächtigen Atem Gottes, mit dem er häufig gerade auf das Wasser einwirkt, und (2) solche vom Atem Gottes als etwas, mit dem er schafft.


      Der mächtige Atem Gottes:

      Ex 15,8.10:

      *8 Durch dein Blasen taten sich die Wasser empor, und die Fluten standen in Haufen; die Tiefe wallte voneinander mitten im Meer. ... 10 Da ließest du deinen Atem/Wind ( ruach ) blasen und das Meer bedeckte sie, und sie sanken unter wie Blei im mächtigen Wasser.*

      2 Sam 22,16 // Ps 18,16:

      Da sah man das Bett der Wasser, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt, HERR, von deinem Schelten, von dem Odem und Schnauben deiner Nase.

      Ps 29,3f.:

      *3 Die Stimme des HERRN geht über den Wassern; der Gott der Ehren donnert, der HERR über großen Wassern. 4 Die Stimme des HERRN geht mit Macht; die Stimme des HERRN geht herrlich.*

      Ps 104,7:

      *Aber von deinem Schelten flohen [die Wasser], von deinem Donner fuhren sie dahin.**


      Atem Gottes als Schöpfungskraft:

      Ps 33,6.9:

      *6 Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes. ... 9 Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so stehet’s da.*

      Am klarsten ist dieses Motiv natürlich in Gen 1 selbst.


      Kombiniert sind beide Motive auch in Jdt 16,17f.:

      *17 Alle deine Kreatur muß dir dienen; denn was du sprichst, das muß geschehen. Wo du einem einen Mut gibst, das muß fortgehen, und deinem Wort kann niemand Widerstand tun. 18 Die Berge müssen zittern, und die Felsen zerschmelzen wie Wachs vor dir.**


      Orientiert man sich an diesen Parallelen, sind Vv. 1f. wahrscheinlich so aufzufassen und zu strukturieren:

      • V. 1: Zeitlicher Nebensatz zu V. 2: Erzählt wird vom Beginn von Gottes Schöpfungshandeln
      • Vv. 2ab: Urzustand der Erde: Zu Beginn von Gottes Schöpfungshandeln liegt die Welt im Finstern und ist von Wasser bedeckt.
      • V. 2c: Gottes Stimme, die so mächtig ist, dass sie geradezu "stürmt" (ganz ähnlich wie in Ps 18,14 seine Stimme "Hagel und Feuerglut" ist, wie in Ps 29,3 die Stimme JHWHs über den Wasser "donnert" oder wie in Ps 104,7 die Wasser vor der "Stimme seines Donners" fliehen. Vgl. dann auch Sir 43,16f: "Es lässt sein Wort den Südwind wehen, des Nordwinds Brausen, Wind und Wetter." (Üs.: Kaiser)), ist die "Gegen-kraft" des Urmeers: Mittels ihrer wird das Urmeer "besiegt" und "gespalten" und eine ganze neue Weltordnung ins Sein gesetzt. Von diesem Ins-Sein-Setzen berichten dann Vv. 3ff. Vgl. ähnlich z.B. Di Lella 1985, S. 130.

      • Di Lella, Alexander A.: Genesis 1:1-10: A Formal Introduction to P's Creation Account, in: A. Caquot u.a.: Mélanges bibliques et orientaux en l'honneur de M. Mathias Delcor. Kevelaer/Neukirchen-Vluyn, 1985. S. 127-137.
    8. Nicht und Nichts: Nur Dunkelheit war auf der Meerestiefe.

      Die Vorstellung einer Welt, die uranfangs im Dunkeln liegt und von Wasser bedeckt ist, ist im ganzen Alten Orient verbreitet:

      Bibel

      Ps 104,6-8:

      *6 Mit der Tiefe deckst du [die Erde] wie mit einem Kleide, / und Wasser standen über den Bergen. 7 Aber vor deinem Schelten flohen sie, / vor deinem Donner fuhren sie dahin. 8 Die Berge gingen hoch hervor, / und die Täler setzten sich herunter zum Ort, / den du ihnen gegründet hast.*


      Ägyptisch

      Die Weltschöpfung in der Esna-Tradition:

      Der Vater der Väter, die Mutter der Mütter, die uranfängliche Wesenheit, die am Anbeginn der Zeit entstand, war nun körperlich in Erscheinung getreten, als sie sich (noch) inmitten des Urgewässers befand, während die Erde (noch) in Finsternis lag, der Tag (noch) in Dunkelheit gehüllt war, bevor (noch) die Erde (aus dem Urgewässer) hervorgetreten war und bevor es Vegetation gab. (Üs.: TUAT III/5, S. 1079)

      Sargtext 80 [Die Rede ist von der Schöpfung der acht Götter, die dem Gott Schu bei der Schöpfung helfen]:

      Oh, ihr acht Unendlichen - unendliche Zahl Unendlicher! - / die ihr den Himmel mit euren Armen umfasst, / die ihr zusammenzieht Himmel und Horizont Gebs! / Schu gab euch Geburt / aus der Flut, aus den Wassern, / aus der Verlorenheit, aus der Dunkelheit... (Üs. nach COS 1.8)


      Babylonisch

      Enuma Elisch:

      Als oben der Himmel noch nicht existierte / und unten die Erde noch nicht entstanden war - / gab es Apsu, den ersten, ihren Erzeuger, / und Schöpferin Tiamat, die sie alle gebar; / sie hatten ihre Wasser miteinander vermischt, / ehe sich Weideland verband und Röhricht zu finden war... (Üs.: TUAT III/4, S. 569)


      Hethitisch:

      Telipinu und die Tochter des Meeres:

      Früher, als das große M[eer der Alleinherrscher war - als aber] Himmel, Erde (und) Menschhe[it geschaffen wurden,] (da) wurde es streitsüchtig und holte [den Sonnengott des Himmels] herunter und [hielt] ihn [versteckt]. Dies [hatte] im Lande schlimme [Folgen], (da) Dunkelheit hereinbrach. Das Me[er tobte], (und) niemand konnte ihm widerstehen. (Üs.: TUAT III/4, S. 811)


      Sumerisch

      Kosmogonie aus Nibru

      An, der Herr, erhellte den Himmel, die Erde war dunkel, / in die Unterwelt wurde nicht geschaut, / aus der Tiefe wurde noch kein Wasser geschöpft, / nichts wurde geschaffen... (Üs.: TUAT III/3, S. 353)

    9. 1 Am Anfang von Gottes Schöpfung von Himmel und Erde 2 war

      Der heb. Text beginnt mit dem Wort bereschit ("Am Anfang") - anders, als die übliche Übersetzung das nahelegt, ein unbestimmtes, artikelloses Substantiv. Weil im Heb. ebenso wie im Dt. eigentlich ein Artikel stehen würde, von von "dem [einen] Anfang" die Rede ist, muss dieser Ausfall des Artikels erklärt werden.

      Die wahrscheinlichste Erklärung ist diese: reschit ("Anfang") ist ein sog. "relationales Nomen": Etwas ist immer Anfang von etwas. bereschit ist daher im Heb. stets Teil einer Genitivverbindung, die angibt, wovon etwas "Anfang" ist (s. noch Jer 26,1; 27,1; 28,1; 49,34; Hos 9,10; 1 QS 10,1.5.13.15; 1 QH 12,6; vgl. Merlo 2008, S. 74; Rottzoll 1991, S. 248). Weil im Heb. das erste Glied einer solchen Genitivverbindung stets unbestimmt ist, ist dies der Grund für die Artikellosigkeit von bereschit.

      Dass auf dieses erste Glied nicht ein weiteres Nomen folgt, sd. ein Verb, ist unproblematisch: Im Heb. kann in einem sog. "Substantivsatz" ein Verb auch die Rolle eines Nomens übernehmen.

      Demnach ist Gen 1,1 aufzulösen: "Am Anfang von Gott-schuf-Himmel-und-Erde". So lösen z.B. auch auf: Di Lella 1985, S. 129; Merlo 2008; Nic §18; Orlinsky 1983; Rechenmacher 2002; Speiser 1964 und schon Harper 1888, S. 22 und Smith 1928.


    1. Nicht und Nichts: Nur Dunkelheit war auf der Meerestiefe.

      Die Vorstellung einer Welt, die uranfangs im Dunkeln liegt und von Wasser bedeckt ist, ist im ganzen Alten Orient verbreitet:

      Bibel

      Ps 104,6-8:

      *6 Mit der Tiefe deckst du [die Erde] wie mit einem Kleide, / und Wasser standen über den Bergen. 7 Aber vor deinem Schelten flohen sie, / vor deinem Donner fuhren sie dahin. 8 Die Berge gingen hoch hervor, / und die Täler setzten sich herunter zum Ort, / den du ihnen gegründet hast.*


      Ägyptisch

      Die Weltschöpfung in der Esna-Tradition:

      Der Vater der Väter, die Mutter der Mütter, die uranfängliche Wesenheit, die am Anbeginn der Zeit entstand, war nun körperlich in Erscheinung getreten, als sie sich (noch) inmitten des Urgewässers befand, während die Erde (noch) in Finsternis lag, der Tag (noch) in Dunkelheit gehüllt war, bevor (noch) die Erde (aus dem Urgewässer) hervorgetreten war und bevor es Vegetation gab. (Üs.: TUAT III/5, S. 1079)

      Sargtext 80 [Die Rede ist von der Schöpfung der acht Götter, die dem Gott Schu bei der Schöpfung helfen]:

      Oh, ihr acht Unendlichen - unendliche Zahl Unendlicher! - / die ihr den Himmel mit euren Armen umfasst, / die ihr zusammenzieht Himmel und Horizont Gebs! / Schu gab euch Geburt / aus der Flut, aus den Wassern, / aus der Verlorenheit, aus der Dunkelheit... (Üs. nach COS 1.8)


      Babylonisch

      Enuma Elisch:

      Als oben der Himmel noch nicht existierte / und unten die Erde noch nicht entstanden war - / gab es Apsu, den ersten, ihren Erzeuger, / und Schöpferin Tiamat, die sie alle gebar; / sie hatten ihre Wasser miteinander vermischt, / ehe sich Weideland verband und Röhricht zu finden war... (Üs.: TUAT III/4, S. 569)


      Hethitisch:

      Telipinu und die Tochter des Meeres:

      Früher, als das große M[eer der Alleinherrscher war - als aber] Himmel, Erde (und) Menschhe[it geschaffen wurden,] (da) wurde es streitsüchtig und holte [den Sonnengott des Himmels] herunter und [hielt] ihn [versteckt]. Dies [hatte] im Lande schlimme [Folgen], (da) Dunkelheit hereinbrach. Das Me[er tobte], (und) niemand konnte ihm widerstehen. (Üs.: TUAT III/4, S. 811)


      Sumerisch

      Kosmogonie aus Nibru

      An, der Herr, erhellte den Himmel, die Erde war dunkel, / in die Unterwelt wurde nicht geschaut, / aus der Tiefe wurde noch kein Wasser geschöpft, / nichts wurde geschaffen... (Üs.: TUAT III/3, S. 353)

    2. Nicht und Nichts

      Heb. tohu wabohu, eine stehende Wendung, die sich auch Jes 34,11 und Jer 4,23 findet und deren Bedeutung umstritten ist.

      Das Wort bohu findet sich einzig innerhalb dieser Wendung und ist daher unklar. tohu steht im Hebräischen ebenso wie verwandte Wörter in verwandten Sprachen für das "Nichts", die "Leere", die "Ödnis" und die "Wüste", nicht aber für "Chaos" (!).

      Welche von diesen Bedeutungen hier am nächsten liegt, ist klar: Die Vorstellung des Uranfangs ist (wie oft im Alten Orient, s. die Parallelstellen) offensichtlich dergestalt, dass anfangs die Welt im Dunkeln liegt und gänzlich von Wassermassen - der "Tiefe" - überflutet ist. Diese Wassermassen muss Gott dann im Folgenden erst verlagern, damit "etwas Trockenes" sichtbar werden kann, und erst dann wird dieses "Trockene" benannt als "Erde". Zum Zeitpunkt von V. 2 existiert eine "Erde" also offenbar noch gar nicht: Die Erde war "Nicht und Nichts". So auch Galling 1950, S. 150.


      • Galling, Kurt: Der Charakter der Chaosschilderung in Gen. i 2, in: ZThK 47. 1950. S. 145-157
    3. 1 Am Anfang von Gottes Schöpfung von Himmel und Erde 2 war

      Der heb. Text beginnt mit dem Wort bereschit ("Am Anfang") - anders, als die übliche Übersetzung das nahelegt, ein unbestimmtes, artikelloses Substantiv. Weil im Heb. ebenso wie im Dt. eigentlich ein Artikel stehen würde, von von "dem [einen] Anfang" die Rede ist, muss dieser Ausfall des Artikels erklärt werden.

      Die wahrscheinlichste Erklärung ist diese: reschit ("Anfang") ist ein sog. "relationales Nomen": Etwas ist immer Anfang von etwas. bereschit ist daher im Heb. stets Teil einer Genitivverbindung, die angibt, wovon etwas "Anfang" ist (s. noch Jer 26,1; 27,1; 28,1; 49,34; Hos 9,10; 1 QS 10,1.5.13.15; 1 QH 12,6; vgl. Merlo 2008, S. 74; Rottzoll 1991, S. 248). Weil im Heb. das erste Glied einer solchen Genitivverbindung stets unbestimmt ist, ist dies der Grund für die Artikellosigkeit von bereschit.

      Dass auf dieses erste Glied nicht ein weiteres Nomen folgt, sd. ein Verb, ist unproblematisch: Im Heb. kann in einem sog. "Substantivsatz" ein Verb auch die Rolle eines Nomens übernehmen.

      Demnach ist Gen 1,1 aufzulösen: "Am Anfang von Gott-schuf-Himmel-und-Erde". So lösen z.B. auch auf: Di Lella 1985, S. 129; Merlo 2008; Nic §18; Orlinsky 1983; Rechenmacher 2002; Speiser 1964 und schon Harper 1888, S. 22 und Smith 1928.


    4. [2,1 Damit waren Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer vollendet. 2,2 Und also erklärte Gott am siebenten Tage seine Werke, die er gemacht hatte, als vollendet, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. 2,3Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an demselben geruht hatte von allen seinen Werken, die er gemacht und geschafft hatte.]

      Eine alte jüd. Auslegungstradition: Das Wort für "ruhen" lässt sich auch mit "feiern" übersetzen. Anders als die anderen sechs Tage wird der siebte Tag nicht vollendet: Er dauert fort, und nach wie vor ist Gott am feiern und sollen auch wir dies tun.

    5. 24 Und Gott sprach: „Die Erde bringe verschiedenste Arten von lebendigen Tieren hervor: Verschiedenste Arten von Vieh, Kriecher und wilden Tieren.“Und es geschah so.25 Und Gott machte verschiedenste Arten von wilden Tieren, verschiedenste Arten von Vieh und all die verschiedenen Arten von Boden-kriechern.Und Gott sah, dass es gut war.26 Und Gott sprach: „Ich will Menschen machen als mir ähnlichen Stellvertreter! Sie sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel am Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle Kriecher, die auf Erden kriechen.“27 Und Gott schuf den Menschen als seinen Stellvertreter, Zum Bilde Gottes schuf er ihn; Männlich und weiblich schuf er sie.28 Und Gott segnete sie. Er sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel am Himmel und über alle Lebewesen, die auf Erden kriechen!“ 29 Und Gott sprach: „Hiermit gebe ich euch alles Samen tragende Getreide, das auf der Oberfläche der ganzen Erde ist, und alle Bäume, die in ihren Baumfrüchten Samen tragen, zu eurer Speise, 30 und allem Getier auf Erden und allen Vögeln am Himmel und allen Kriechern auf Erden, die Leben in sich haben, gebe ich alle Pflanzen zur Speise.“Und es geschah so.31 Und Gott sah, dass alles, was er gemacht hatte, sehr gut war.Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.

      Eine schöne Eigentümlichkeit dieses Abschnitts ist sein Variationsreichtum und seine Betonung der Fünfzahl. Die "Kriecher" etwa - die Reptilien also - werden in fünf Versen mit fünf verschiedenen Bezeichnungen versehen:

      • V. 24: "Kriecher"
      • V. 25: "Alle Bodenkriecher"
      • V. 26: "Alle Kriecher, die auf Erden kriechen"
      • V. 28: "Alle Lebewesen, die auf Erden kriechen"
      • V. 30: "Alle Kriecher auf Erden, die Leben in sich haben".

      Ein anderes Beispiel ist die Reihenfolge der drei Landtierfamilien, die drei Mal in Folge variiert und im letzten Vers zum Fünfschritt erweitert wird:

      • V. 24: Vieh - Kriecher - wilde Tiere
      • V. 25: Wilde Tiere - Vieh - Kriecher
      • V. 26: [Fische - Vögel -] Vieh - wilde Tiere - Kriecher

      Dazu kommt allgemein die starke Häufung der Betonung der Vielfalt; das "verschiedenste Arten von..." etwa fällt fünf Mal allein in Vv. 24f.

      Ein Effekt dieser beiden Stileigentümlichkeiten ist sicher die Hervorhebung des Menschen unter allen Landtieren. So vieles Verschiedenes hat Gott geschaffen, und doch ragt unter den verschiedensten Arten von Schöpfungswesen an den ersten 5 Tagen jenes letzte des 6. Tages besonders hervor: Der Mensch, der Stellvertreter Gottes; die "Krone der Schöpfung", zu der ersten fünf Schöpfungstage hingeführt haben.

    6. verschiedenste Arten von

      Zur Übersetzung mit "verschiedenste Arten von" vgl. zuletzt wieder Neville 2011, S. 216.


      • Neville, Richard: Differentiation in Genesis 1: An Exegetical Creation ''ex nihilo'', in: JBL 130/2. 2011. S. 209-226.
    7. und

      "und" nach vielen MSS ergänzt, da sonst die "Bäume" in Apposition zu "Getreide" stünde. Vgl. z.B. Westermann 1983, S. 110.


      • Westermann, Claus: Genesis. Kapitel 1-11. Neukirchen-Vluyn, 1983.
    8. Getreide

      Meist allgemein übersetzt als "Pflanzen" oder "Kraut". Hier ist es aber (1) näher dadurch bestimmt, dass es zera` ("Samen") tragen soll, steht (2) zusammen mit den (unbestrittenen) Fruchtbäumen und ist (3) von vornherein als Speißepflanze konzipiert. (4) wird erst in Gen 3 der Ackerboden damit verflucht, Unkraut tragen zu müssen.

      => Sehr wahrscheinlich ist neben den folgenden Fruchtbäumen hier ganz gezielt das Getreide gemeint: Gott lässt zu Schöpfungsbeginn ausschließlich "sinnvolle" Pflanzen sprießen.

    9. Und es geschah so

      "Und es geschah also" finden sich in MT nach V. 7, in LXX aber nach V. 6. Vermutlich ist dies sein ursprünglicher Ort. Vgl. z.B. Westermann 1983, S. 109.


      • Westermann, Claus: Genesis. Kapitel 1-11. Neukirchen-Vluyn, 1983.
    10. etwas Schalenförmiges

      Im biblischen Weltbild ruht die Erde auf Sockeln auf einer großen Wassermasse auf; das Blau des Himmels ist eine weitere Wassermasse, die von einer festen Trennwand davon abgehalten wird, auf die Erde niederzustürzen. Von der Schöpfung dieser Trennwand berichten Vv. 6-8.

      Entsprechende Vorstellungen finden sich häufiger im Alten Orient; aus Ägypten etwa stammt diese sehr schöne bildliche Darstellung: Die Himmelsgöttin Nut überwölbt die Erde und hält eine Wassermasse zurück, auf der hier sogar Schiffe fahren.

      (Grafik bei Schäfer 1928, Abb. 29)


      • Schäfer, Heinrich: Weltgebäude der alten Ägypter. Berlin / Leipzig, 1928.
    11. der erste „Tag“

      W. "1 Tag" (statt "ein Tag"): Vv. 3-5 berichten von der Schöpfung der zeitlichen Ordnung, nicht von der Schöpfung der Helligkeit. Funktion der Formel "Es wurde Abend usw." ist hier also nicht nur, davon zu berichten, dass der erste Schöpfungsabschnitt nun abgelaufen ist, sondern ineins damit wird vorgeführt, wie Gott die zeitliche Ordnung ins Sein setzt. Nach der Unterscheidung von Hellem und Finsterem, von Tag und Nacht, muss es 1x Abend und 1x Morgen werden, dann ist die Zeitspanne von "1 Tag" vergangen. Vv. 6ff. berichten dann von der Einsetzung des Raumes.

      Vgl. dazu Sasson 1992, S. 191; Steinmann 2002, S. 583f. u.a.


    12. etwas Helles

      Mit "dem Hellen" ist wahrscheinlich nicht die "Helligkeit" gemeint (da die Lichtspender ja erst in Vv. 14-19 geschaffen werden), sondern der Tag als Einheit zur Zeitrechnung: Wie im restlichen Kapitel ruft Gott zuerst etwas nur abstrakt Bezeichnetes ins Sein und gibt dem dann einen Namen (z.B. "etwas Schalenförmiges" in Vv. 6-8 für den "Himmel", "Trockenes" in Vv. 9f. für "Erde" usw.; vgl. gut Good 2009, S. 12).


      • Good, Edwin M.: Genesis 1-11. Tales of the Earliest World. A New Translation and Essays. Stanford, 2009.
    13.  Nicht und Nichts: Nur Dunkelheit war auf der Meerestiefe

      Eine alte jüd. Auslegungstradition: V. 2 gibt die Materialien an, mit denen Gott die Welt schafft:

      BerR I 9: Ein Philosoph fragte den Rabbi Gamaliel: "Euer Gott ist zwar ein großer Maler, er fand aber gutes Material vor, was ihm zustatten kam: Tohu und Bohu und Dunkelheit und ruach und Wasser und Meerestiefe.

    14. Atem Gottes

      Umstrittene Stelle; Heb. ruach haelohim. Weil ruach theoretisch "Geist", "Atem" oder "Wind" und elohim "Gott" oder "stark" bezeichnen kann, sind die beiden verbreitetsten Deutungen (1) "Der Geist Gottes schwebte" und (2) "Ein starker Wind stürmte".

      Deutung (1) geht nicht an, weil es die Vorstellung eines eigenständigen "Geistes Gottes" im AT noch nicht gibt, die Rolle dieses Geistes Gottes in dieser Schilderung des Urzustands der Welt unklar wäre und das Verb von einer schnellen Bewegung spricht und daher nicht mit einem "Geist Gottes" vereinbar ist. Deutung (2) geht ebensowenig an, weil elohim in Gen 1 sehr häufig und stets in der Bedeutung "Gott" verwendet wird. Die Rede muss also sein von einem heftigen "Atem Gottes" oder einem starken "Wind Gottes".

      Biblische Parallelen lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: (1) Solche vom mächtigen Atem Gottes, mit dem er häufig gerade auf das Wasser einwirkt, und (2) solche vom Atem Gottes als etwas, mit dem er schafft.


      Der mächtige Atem Gottes:

      Ex 15,8.10:

      *8 Durch dein Blasen taten sich die Wasser empor, und die Fluten standen in Haufen; die Tiefe wallte voneinander mitten im Meer. ... 10 Da ließest du deinen Atem/Wind ( ruach ) blasen und das Meer bedeckte sie, und sie sanken unter wie Blei im mächtigen Wasser.*

      2 Sam 22,16 // Ps 18,16:

      Da sah man das Bett der Wasser, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt, HERR, von deinem Schelten, von dem Odem und Schnauben deiner Nase.

      Ps 29,3f.:

      *3 Die Stimme des HERRN geht über den Wassern; der Gott der Ehren donnert, der HERR über großen Wassern. 4 Die Stimme des HERRN geht mit Macht; die Stimme des HERRN geht herrlich.*

      Ps 104,7:

      *Aber von deinem Schelten flohen [die Wasser], von deinem Donner fuhren sie dahin.**


      Atem Gottes als Schöpfungskraft:

      Ps 33,6.9:

      *6 Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes. ... 9 Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so stehet’s da.*

      Am klarsten ist dieses Motiv natürlich in Gen 1 selbst.


      Kombiniert sind beide Motive auch in Jdt 16,17f.:

      *17 Alle deine Kreatur muß dir dienen; denn was du sprichst, das muß geschehen. Wo du einem einen Mut gibst, das muß fortgehen, und deinem Wort kann niemand Widerstand tun. 18 Die Berge müssen zittern, und die Felsen zerschmelzen wie Wachs vor dir.**


      Orientiert man sich an diesen Parallelen, sind Vv. 1f. wahrscheinlich so aufzufassen und zu strukturieren:

      • V. 1: Zeitlicher Nebensatz zu V. 2: Erzählt wird vom Beginn von Gottes Schöpfungshandeln
      • Vv. 2ab: Urzustand der Erde: Zu Beginn von Gottes Schöpfungshandeln liegt die Welt im Finstern und ist von Wasser bedeckt.
      • V. 2c: Gottes Stimme, die so mächtig ist, dass sie geradezu "stürmt" (ähnlich, wie in Ps 18,14 seine Stimme "Hagel und Feuerglut" ist, wie in Ps 29,3 die Stimme JHWHs über den Wasser "donnert" oder wie in Ps 104,7 die Wasser vor der "Stimme seines Donners" fliehen; vgl. dann auch Sir 43,16f: "Es lässt sein Wort den Südwind wehen, des Nordwinds Brausen, Wind und Wetter." (Üs.: Kaiser)), ist die "Gegen-kraft" des Urmeers: Mittels ihrer wird das Urmeer "besiegt" und "gespalten" und eine ganze neue Weltordnung ins Sein gesetzt. Von diesem Ins-Sein-Setzen berichten dann Vv. 3ff. Vgl. ähnlich z.B. Di Lella 1985, S. 130.

      • Di Lella, Alexander A.: Genesis 1:1-10: A Formal Introduction to P's Creation Account, in: A. Caquot u.a.: Mélanges bibliques et orientaux en l'honneur de M. Mathias Delcor. Kevelaer/Neukirchen-Vluyn, 1985. S. 127-137.
  4. Oct 2017
    1. Haben deine Söhne vor ihm gesündigt

      Eine der wenigen Verbindungen zw. Prosa- und Lyrikteil

  5. Jul 2017
    1. »Vergöttlichung« des ird. Jesus fortgesetzt, zugleich Statusverzicht Jesu betont

      Gerade in der Kindheitserzählung: Er ist "empfangen durch den Heiligen Geist", dafür aber geboren in einem Stall.

      Vgl. z.B. auch Mt 28,18: "Mir ist gegeben alle Gewalt auf Erden".

    2. Gemeinde aus Juden und Heiden präfiguriert

      (U.a. z.B. über die Überquerungen des Sees Genesareth und die beiden Speißungen)

    3. Taufe und Abendmahl als neue Riten

      Auffallend: Beides klar Kommunion-Riten; ein Aggressionsopfer wird also im Christentum zur Grundlage eines Kommunion-ritus.

    4. Opfermaterie

      Als zwanghaftes Ausagieren einer Aggression. (--> René Girard: scapegoat). Vgl. auch Burkard: Steinzeitl. Jäger mussten ihre Aggression stimulieren, um bei der Jagd erfolgreich sein zu können, und sie gleichzeitig von ihren Mitmenschen weglenken.

    5. Kommunionstheorien

      Etwa beim Totemtier: Man selbst und auch die Gottheit ist mit dem Tier verwandt; im Opfer des Tieres kommt es daher zur Kommunion von Gottheit und Menschheit

    6. Gabentheorien

      -> Ähnlich, wie Menschen Stammeshäuptlinge durch Gaben für sich gewinnen wollen, würden sie hier Götter für sich gewinnen. (Wobei die Hingabe eines Opfers "irgendwie" schon auch immer Selbsthingabe symbolisiert)

    7. 1. Sühne –2. Loskauf –3. Liebeshingabe

      Modelle:

      1) Sühne: Versöhnung des zornigen Gottes

      2) Loskauf: Ausgleich des Zorns fremder Mächte

      3) Hingabe aus Liebe (T: "Der Tod als Ausdruck der Liebe Gottes, die vor allem durch die Feindschaft der Menschen bedroht ist.") - und hier ist am ehesten die Auferstehung integraler Bestandteil der Selbsthingabe Gottes.

      Dies dritte übrigens speziell bei Paulus. Theißen präferiert diese Deutung.

    8. od als Versöhnung

      Auch die Loskauf-Deutung erfordert übrigens keine Auferstehung.

      Vgl. etwa 1 Kor 15,3f:: "...Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; 4 und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift ..." - die Auferstehung ist nicht mit einem hyper verknüpft.

      Anders dann allerdings in 2 Kor 5,15: "15 Und er ist darum für alle gestorben, damit, die da leben, hinfort nicht sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben ist und auferweckt wurde."

    9. Passioiusti

      Vgl. z.B. Q 13,34: "Jerusalem, Jerusalem, die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind!"

      Vgl. auch die vormarkinische Passionsgeschichte, wo nach Rechenmacher die Passio eines Iustus vorgeführt würde.

    10. pro vobiset pro multis

      Nämlich ebenfalls zur Sündenvergebung.

    11. Geschichtsbezug: zwei charismatische Gestalten der nahen Vergangenheit (Taufe des Joh. und letztes Abendmahl Jesu

      Also gerade nichts, das "seit Urzeiten" praktiziert worden wäre!

    12. 132. Demut auf Gegenseitigkeit in der Briefliteratur●Positionswechsel und Statusverzicht wirken nach●entscheidend: Einbettung in kommunitäreGemeinschaften●Demut und Statusverzicht auf Gegenseitigkeit●Problematisch: 1 Petr 5,5 »Deshalb, ihr Jüngeren, ordnet euch den Ältesten unter. Alle aber bekleidet euch gegenseitig mit Demut; denn Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade«. §3.2 StatusverzichtDas Ethos des Urchristentums●Liebe Gottes zu den Menschen bis zur Feindes-und Sünderliebe●Weg des Gottessohnes max. StatusverzichtSpannung zwischen einer Radikalisierung der Forderung und einer Radikalisierung der Gnade1.Soziologisch: Vergebung2.Psychologisch: Akzeptanz„Zwischen der Deszendenz Gottes im urchr. Mythos und der Akzeptanz des Menschen im urchr. Ethos besteht eine Analogie –ebenso wie zwischen der Transzendierung der Geschichte durch den Mythos und der Transzendierung menschl. Verhaltensmöglichkeiten durch radikalisierte Forderungen.“§3.3 Der urchristl. „Mythos“ u. die beiden GrundwerteDas Ethos des UrchristentumsIVDie rituelle Zeichensprache des Urchristentums

      Orientierungsfrage:

      Irgendwann kam es im ganzen ANE zum Verzicht auf Opferungen an Götter, die zuvor ganz selbstverständlich waren. Auch in der Jerusalemer Urgemeinde, die ja ursprünglich an den Tempelopferungen teilnahm. Warum?

    13. Demut auf Gegenseitigkeit in der Briefliteratur

      anstatt als Tugend des Mächtigen; dies ist etwas Neues in der Briefliteratur.

      Exkurs: Demut im johanneischen Schriftgut:

      • Der Begriff Demut fehlt hier völlig.
      • Dies vielleicht deshalb, weil die Jünger sich hier nicht mehr als Sklaven, sondern als Freunde verstehen sollen.

      Noch weiter 1Clem (z.B. 96,1): Gegenseitige Demut wird hier noch weiter gesteigert zur einseitigen Nachgiebigkeit ggü. den "Kirchenoberen".

    14. ositionswechselaxiom im göttl. Handeln

      ... war ein Topos in der antiken Religion und damit Voraussetzung für die Entwicklung des Demutswertes und der Statusverzicht-vorstellung.

    1. Die Kirche ist im Besitz einer soliden Reflexion über die mildernden Bedingungen und Umstände

      Die Rede ist von einer der drei "Quellen der Sittlichkeit/Moralität", nämlich eben den Umständen. Vgl. dazu KKK 1754.

  6. Jun 2017
    1. 27 Und fing an von Mose und allen Propheten und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren.

      "Eine absolute Hermentuik kündigt sich an, und dann bringt sie nicht nur nichts zum Vorschein, sondern glänzt selbst durch Abwesenheit; kaum genannt, verschwindet sie schon wieder zugunsten des Augenblicks der Eucharistie (Lk 24,28-33). Ist ein solch abrupter Übergang von der Hermeneutik zur Eucharistie nicht das Eigenständnis der Unmöglichkeit der Ersteren? Zweifellos, aber auch nur dann, wenn man hier, wie es ein hartnäckig sich haltendes Vorturteil nahelegt, ein Unterscheidung zwischen zwei unterschiedlichen Handlungen vornimmt, zwischen der Hermeneutik und der Eucharistie. Ansonsten wäre hier eine andere Hypothese in Anschlag zu bringen: Die hermeneutische Schriftauslegung erscheint nur dann wie abgeschnitten oder gar wie nicht existent, wenn man sie von der eucharistichen Feier unterscheidet, in der das Erkennen sich ereignet; denn nicht nur "erkannten" seine Jünger ihn gleich nach dem Brechen des Brotes und "gingen ihnen die Augen auf" (Lk 24,31), sondern vor allem auch durchdrang die Hermeneutik den Text bis hin zu dessen Referenten: "Und sie sagten zueinander: Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloß?" (Lk 24,32). Die Eucharistie bringt, als ihren zentralen Moment, die Hermenutik zur Vollendung [...]."

      Marion, Jean-Luc: Gott ohne Sein. Paderborn/München/Wien/Zürich, 3 2014. S. 232f.

    1. Rabbi Jehuda fasste die Plagen in drei Abkürzungen zusammen: Schütten Sie beim Sprechen der drei Abkürzungen jeweils ein bisschen Wein in das Gefäß. DeZaCh (Blut, Frösche, Ungeziefer); ADaSch (Wilde Tiere, Pest, Aussatz); Be'AChaB (Hagel, Heuschrecken, Finsternis, Erstgeborene).

      Veranschaulichung der Abkürzung in הגדה של פסח. Die Pessach-Hagadah.

      Veranschaulichung der Abkürzung in הגדה של פסח. Die Pessach-Hagadah. S. 23

    2. In jeder Generation soll der Mensch sich betrachten, als sei er selbst aus Ägypten ausgezogen.

      Schlüsselsatz!

    3. 'Wissen sollst du, dass deine Nachkommen Fremde sein werden in einem Land, das ihnen nicht gehört. Man wird sie zu Sklaven machen und sie peinigen vierhundert Jahre. Doch auch das Volk, dem sie dienen, werde Ich richten, und danach werden sie ausziehen mit großem Besitz.'"
  7. May 2017
    1. Zilizien, Damaskus, auf dem Libanon, 8 dem Karmel und in Kedar; auch zu denen in Galiläa und auf dem großen Felde Esdrelom; 9 und zu allen, die da waren in Samaria und jenseits des Jordan bis gen Jerusalem; auch ins ganze Land Gosen bis an die Grenzen des Mohrenlandes

      Schmitz, VL 2017: Entspricht der damals bekannten Welt. Daher gleich: "Alle Bewohner der Erde"

    2. regierte in der großen Stadt Ninive

      Schmitz, VL 2017: Bewusste ahistorische Unstimmigkeit: Ninive wurde bereits von Nebkadnezzars Großvater vernichtet.

    3. Arphaxad

      Schmitz, VL 2017 Ein König namens Arphaxad ist nicht bekannt. => Bewusste ahistorische Unstimmigkeit

    4. der da den Kriegen steuert von Anfang, und heißest billig Herr

      Ex 15,3 LXX

    5. Der Herr ist’s, der den Kriegen steuern kann; Herr heißt sein Name.

      Ex 15,3 LXX

  8. Jan 2017
    1. Du hast ihn wenig niedriger gemacht denn Gott, Und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt. 7 Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk; Alles hast du unter seine Füße getan

      Royalisierung des Menschen. Aber: Royalisierung des Menschen an sich; damit also auch Demokratisierung der Königswürde; wie schon in Gen 1. (VL Schmitz 2016/17)

    2. Alles hast du unter seine Füße getan

      "unter die Füße gelegt werden": Kein harmloser Schutzgestus wie bei Hirten, sondern Unterwerfungsgestus aus der Königsideologie. (VL Schmitz 2016/17)

    3. Schafe und Ochsen allzumal, Dazu auch die wilden Tiere, 9 Die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer Und was im Meer geht

      Hier wird geradezu eine Geografie des Tierreiches entworfen:

    4. Aus dem Munde der jungen Kinder und Säuglinge hast du eine Macht zugerichtet Um deiner Feinde willen, Daß du vertilgest den Feind und den Rachgierigen.

      Grundsätzlich: 2 Gegensätze in V. 3:

      1) "Macht / Festung" als das gegen die "Feinde"

      2) "Kinder und Säuglinge" vs. "Feind und Rachgieriger".

    5. Um deiner Feinde willen, Daß du vertilgest den Feind und den Rachgierigen
    6. eine Macht
    7. den man lobt

      Heb. ´ascher tennah, "welche(r/s), gib!". Textkritisch zu lösen.

  9. Dec 2016
    1. hundertachtundvierzigsten Jahr

      Nach seleukidischer Zeitrechnung; Dort: 312 v. Chr. = seleukidisches Jahr 0 =>

      -312+148=164.

    1. 28 Petrus aber antwortete ihm und sprach: HERR, bist du es, so heiß mich zu dir kommen auf dem Wasser. 29 Und er sprach: Komm her! Und Petrus trat aus dem Schiff und ging auf dem Wasser, daß er zu Jesu käme. 30 Er sah aber einen starken Wind; da erschrak er und hob an zu sinken, schrie und sprach: HERR, hilf mir! 31 Jesus reckte alsbald die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: O du Kleingläubiger, warum zweifeltest du?

      Oceans

      https://www.youtube.com/watch?v=1m_sWJQm2fs

      https://www.youtube.com/watch?v=J8nQ-7bpZVQ

      You call me out upon the waters / The great unknown where feet may fail / And there I find You in the mystery / In oceans deep / My faith will stand.

      And I will call upon Your name / And keep my eyes above the waves / When oceans rise / My soul will rest in Your embrace / For I am Yours and You are mine

      Your grace abounds in deepest waters / Your sovereign hand / Will be my guide / Where feet may fail and fear surrounds me / You've never failed and You won't start now

      So I will call upon Your name / And keep my eyes above the waves / When oceans rise / My soul will rest in Your embrace / For I am Yours and You are mine

      You've never failed and You won't start now

      Spirit lead me where my trust is without borders / Let me walk upon the waters / Wherever You would call me

      Take me deeper than my feet could ever wander / And my faith will be made stronger / In the presence of my Savior

      I will call upon Your name / Keep my eyes above the waves / My soul will rest in Your embrace / I am Yours and You are mine

    2. Jesus und Petrus gehen über Wasser
    1. du mir hintennach sehen

      "Mose sieht also nur Gottes Hinterteil." (B. Schmitz)

    2. wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln

      Adler oder Geier tragen nie jemanden auf ihren Flügeln. Gemeint ist wahrscheinlich folgendes: Will ein Geier seine Jungen zum Fliegen bringen, schubst er sie aus dem Nest, stürzt ihnen dann nach, fängt sie auf und bringt sie zum Nest zurück; vgl. Dtn 32,11. Gemeint ist also eher: "Ich habe euch aus Ägypten gedrängt".

    3. Adler

      oder: Geier; s. Lexika.

    4. Das sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben
    1. du wieder jung wirst wie ein Adler

      Gemeint ist wahrscheinlich ein "Geier" (s. Lexika). Diese fressen sehr viel und können dann erst mal nicht mehr fliegen. Können sie dann wieder fliegen, muss das gewirkt haben wie eine Verjüngungskur.

      (Schmitz, VL 2016/17)

    1. Atem Gottes

      Umstrittene Stelle; Heb. ruach haelohim. Weil ruach theoretisch "Geist", "Atem" oder "Wind" und elohim "Gott" oder "stark" bezeichnen kann, sind die beiden verbreitetsten Deutungen (1) "Der Geist Gottes schwebte" und (2) "Ein starker Wind stürmte".

      Deutung (1) geht nicht an, weil es die Vorstellung eines eigenständigen "Geistes Gottes" im AT noch nicht gibt, die Rolle dieses Geistes Gottes in dieser Schilderung des Urzustands der Welt unklar wäre und das Verb von einer schnellen Bewegung spricht und daher nicht mit einem "Geist Gottes" vereinbar ist. Deutung (2) geht ebensowenig an, weil elohim in Gen 1 sehr häufig und stets in der Bedeutung "Gott" verwendet wird. Die Rede muss also sein von einem heftigen "Atem Gottes" oder einem starken "Wind Gottes".

      Biblische Parallelen lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: (1) Solche vom mächtigen Atem Gottes, mit dem er häufig gerade auf das Wasser einwirkt, und (2) solche vom Atem Gottes als etwas, mit dem er schafft.


      Der mächtige Atem Gottes:

      Ex 15,8.10:

      *8 Durch dein Blasen taten sich die Wasser empor, und die Fluten standen in Haufen; die Tiefe wallte voneinander mitten im Meer. ... 10 Da ließest du deinen Atem/Wind ( ruach ) blasen und das Meer bedeckte sie, und sie sanken unter wie Blei im mächtigen Wasser.*

      2 Sam 22,16 // Ps 18,16:

      Da sah man das Bett der Wasser, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt, HERR, von deinem Schelten, von dem Odem und Schnauben deiner Nase.

      Ps 29,3f.:

      *3 Die Stimme des HERRN geht über den Wassern; der Gott der Ehren donnert, der HERR über großen Wassern. 4 Die Stimme des HERRN geht mit Macht; die Stimme des HERRN geht herrlich.*

      Ps 104,7:

      *Aber von deinem Schelten flohen [die Wasser], von deinem Donner fuhren sie dahin.**


      Atem Gottes als Schöpfungskraft:

      Ps 33,6.9:

      *6 Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes. ... 9 Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so stehet’s da.*

      Am klarsten ist dieses Motiv natürlich in Gen 1 selbst.


      Kombiniert sind beide Motive auch in Jdt 16,17f.:

      *17 Alle deine Kreatur muß dir dienen; denn was du sprichst, das muß geschehen. Wo du einem einen Mut gibst, das muß fortgehen, und deinem Wort kann niemand Widerstand tun. 18 Die Berge müssen zittern, und die Felsen zerschmelzen wie Wachs vor dir.**


      Orientiert man sich an diesen Parallelen, sind Vv. 1f. wahrscheinlich so aufzufassen und zu strukturieren:

      • V. 1: Zeitlicher Nebensatz zu V. 2: Erzählt wird vom Beginn von Gottes Schöpfungshandeln
      • Vv. 2ab: Urzustand der Erde: Zu Beginn von Gottes Schöpfungshandeln liegt die Welt im Finstern und ist von Wasser bedeckt.
      • V. 2c: Gottes Stimme, die so mächtig ist, dass sie geradezu "stürmt", ist die "Gegen-kraft" des Urmeers: Mittels ihrer wird das Urmeer "besiegt" und "gespalten" und eine ganze neue Weltordnung ins Sein gesetzt. Von diesem Ins-Sein-Setzen berichten dann Vv. 3ff. Vgl. ähnlich z.B. Di Lella 1985, S. 130.

      • Di Lella, Alexander A.: Genesis 1:1-10: A Formal Introduction to P's Creation Account, in: A. Caquot u.a.: Mélanges bibliques et orientaux en l'honneur de M. Mathias Delcor. Kevelaer/Neukirchen-Vluyn, 1985. S. 127-137.
    2. Atem Gottes

      Atem:


      Geist:


      Wind:

      BerR I 9: Ein Philosoph fragte den Rabbi Gamaliel: "Euer Gott ist zwar ein großer Maler, er fand aber gutes Material vor, was ihm zustatten kam: Tohu und Bohu und Dunkelheit und ruach und Wasser und Meerestiefe.

    3. 24 Und Gott sprach: „Die Erde bringe verschiedenste Arten von lebendigen Tieren hervor: Verschiedenste Arten von Vieh, Kriecher und wilden Tieren.“ Und es geschah also. 25 Und Gott machte verschiedenste Arten von wilden Tieren, verschiedenste Arten von Vieh und all die verschiedenen Arten von Boden-kriechern. Und Gott sah, daß es gut war. 26 Und Gott sprach: „Ich will Menschen machen als mir ähnlichen Stellvertreter! Sie sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel am Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle Kriecher, die auf Erden kriechen.“ 27 Und Gott schuf den Menschen als seinen Stellvertreter, Zum Bilde Gottes schuf er ihn; Männlich und weiblich schuf er sie. 28 Und Gott segnete sie. Er sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel am Himmel und über alle Lebewesen, die auf Erden kriechen!“ 29 Und Gott sprach: „Hiermit gebe ich euch alles Samen tragende Getreide, das auf der Oberfläche der ganzen Erde ist, und alle Bäume, die in ihren Baumfrüchten Samen tragen, zu eurer Speise, 30 und allem Getier auf Erden und allen Vögeln am Himmel und allen Kriechern auf Erden, die Leben in sich haben, gebe ich alle Pflanzen zur Speiße.“ Und es geschah also. 31 Und Gott sah, dass alles, was er gemacht hatte, sehr gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.

      Eine schöne Eigentümlichkeit dieses Abschnitts ist sein Variationsreichtum und seine Betonung der Fünfzahl. Die "Kriecher" etwa - die Reptilien also - werden in fünf Versen mit fünf verschiedenen Bezeichnungen versehen:

      • V. 24: "Kriecher"
      • V. 25: "Alle Bodenkriecher"
      • V. 26: "Alle Kriecher, die auf Erden kriechen"
      • V. 28: "Alle Lebewesen, die auf Erden kriechen"
      • V. 30: "Alle Kriecher auf Erden, die Leben in sich haben".

      Ein anderes Beispiel ist die Reihenfolge der drei Landtierfamilien, die drei Mal in Folge variiert und im letzten Vers zum Fünfschritt erweitert wird:

      • V. 24: Vieh - Kriecher - wilde Tiere
      • V. 25: Wilde Tiere - Vieh - Kriecher
      • V. 26: [Fische - Vögel -] Vieh - wilde Tiere - Kriecher

      Dazu kommt allgemein die starke Häufung der Betonung der Vielfalt; das "verschiedenste Arten von..." etwa fällt fünf Mal allein in Vv. 24f.

      Ein Effekt dieser beiden Stileigentümlichkeiten ist sicher die Hervorhebung des Menschen unter allen Landtieren. So vieles Verschiedenes hat Gott geschaffen, und doch ragt unter den verschiedensten Arten von Schöpfungswesen an den ersten 5 Tagen jenes letzte des 6. Tages besonders hervor: Der Mensch, der Stellvertreter Gottes; die "Krone der Schöpfung", zu der ersten fünf Schöpfungstage hingeführt haben.

    4. verschiedenste Arten von

      Zur Übersetzung mit "verschiedenste Arten von" vgl. zuletzt wieder Neville 2011, S. 216.


      • Neville, Richard: Differentiation in Genesis 1: An Exegetical Creation ''ex nihilo'', in: JBL 130/2. 2011. S. 209-226.
    5. und

      "und" nach vielen MSS ergänzt, da sonst die "Bäume" in Apposition zu "Getreide" stünde. Vgl. z.B. Westermann 1983, S. 110.


      • Westermann, Claus: Genesis. Kapitel 1-11. Neukirchen-Vluyn, 1983.
    6. Getreide

      Meist allgemein übersetzt als "Pflanzen" oder "Kraut". Hier ist es aber (1) näher dadurch bestimmt, dass es zera` ("Samen") tragen soll, steht (2) zusammen mit den (unbestrittenen) Fruchtbäumen und ist (3) von vornherein als Speißepflanze konzipiert. (4) wird erst in Gen 3 der Ackerboden damit verflucht, Unkraut tragen zu müssen.

      => Sehr wahrscheinlich ist neben den folgenden Fruchtbäumen hier ganz gezielt das Getreide gemeint: Gott lässt zu Schöpfungsbeginn ausschließlich "sinnvolle" Pflanzen sprießen.

    7. Und es geschah also.

      "Und es geschah also" finden sich in MT nach V. 7, in LXX aber nach V. 6. Vermutlich ist dies sein ursprünglicher Ort. Vgl. z.B. Westermann 1983, S. 109.


      • Westermann, Claus: Genesis. Kapitel 1-11. Neukirchen-Vluyn, 1983.
    8. etwas Schalenförmiges inmitten des Wassers

      Im biblischen Weltbild ruht die Erde auf Sockeln auf einer großen Wassermasse auf; das Blau des Himmels ist eine weitere Wassermasse, die von einer festen Trennwand davon abgehalten wird, auf die Erde niederzustürzen. Von der Schöpfung dieser Trennwand berichten Vv. 6-8.

      Entsprechende Vorstellungen finden sich häufiger im Alten Orient; aus Ägypten etwa stammt diese sehr schöne bildliche Darstellung: Die Himmelsgöttin Nut überwölbt die Erde und hält eine Wassermasse zurück, auf der hier sogar Schiffe fahren.

      (Grafik bei Schäfer 1928, Abb. 29)


      • Schäfer, Heinrich: Weltgebäude der alten Ägypter. Berlin / Leipzig, 1928.
    9. der erste „Tag“

      W. "1 Tag" (statt "ein Tag"): Vv. 3-5 berichten von der Schöpfung der zeitlichen Ordnung, nicht von der Schöpfung der Helligkeit. Funktion der Formel "Es wurde Abend usw." ist hier also nicht nur, davon zu berichten, dass der erste Schöpfungsabschnitt nun abgelaufen ist, sondern ineins damit wird vorgeführt, wie Gott die zeitliche Ordnung ins Sein setzt. Nach der Unterscheidung von Hellem und Finsterem, von Tag und Nacht, muss es 1x Abend und 1x Morgen werden, dann ist die Zeitspanne von "1 Tag" vergangen. Vv. 6ff. berichten dann von der Einsetzung des Raumes.

      Vgl. dazu Sasson 1992, S. 191; Steinmann 2002, S. 583f. u.a.


    10. etwas Helles

      Mit "dem Hellen" ist wahrscheinlich nicht die "Helligkeit" gemeint (da die Lichtspender ja erst in Vv. 14-19 geschaffen werden), sondern der Tag als Einheit zur Zeitrechnung: Wie im restlichen Kapitel ruft Gott zuerst etwas nur abstrakt Bezeichnetes ins Sein und gibt dem dann einen Namen (z.B. "etwas Schalenförmiges" in Vv. 6-8 für den "Himmel", "Trockenes" in Vv. 9f. für "Erde" usw.; vgl. gut Good 2009, S. 12).


      • Good, Edwin M.: Genesis 1-11. Tales of the Earliest World. A New Translation and Essays. Stanford, 2009.
    11. Nicht und Nichts: Nur Dunkelheit war auf der Meerestiefe.

      Die Vorstellung einer Welt, die uranfangs im Dunkeln liegt und von Wasser bedeckt ist, ist im ganzen Alten Orient verbreitet:

      Bibel

      Ps 104,6-8:

      *6 Mit der Tiefe deckst du [die Erde] wie mit einem Kleide, / und Wasser standen über den Bergen. 7 Aber vor deinem Schelten flohen sie, / vor deinem Donner fuhren sie dahin. 8 Die Berge gingen hoch hervor, / und die Täler setzten sich herunter zum Ort, / den du ihnen gegründet hast.*


      Ägyptisch

      Die Weltschöpfung in der Esna-Tradition:

      Der Vater der Väter, die Mutter der Mütter, die uranfängliche Wesenheit, die am Anbeginn der Zeit entstand, war nun körperlich in Erscheinung getreten, als sie sich (noch) inmitten des Urgewässers befand, während die Erde (noch) in Finsternis lag, der Tag (noch) in Dunkelheit gehüllt war, bevor (noch) die Erde (aus dem Urgewässer) hervorgetreten war und bevor es Vegetation gab. (Üs.: TUAT III/5, S. 1079)

      Sargtext 80 [Die Rede ist von der Schöpfung der acht Götter, die dem Gott Schu bei der Schöpfung helfen]:

      Oh, ihr acht Unendlichen - unendliche Zahl Unendlicher! - / die ihr den Himmel mit euren Armen umfasst, / die ihr zusammenzieht Himmel und Horizont Gebs! / Schu gab euch Geburt / aus der Flut, aus den Wassern, / aus der Verlorenheit, aus der Dunkelheit... (Üs. nach COS 1.8)


      Babylonisch

      Enuma Elisch:

      Als oben der Himmel noch nicht existierte / und unten die Erde noch nicht entstanden war - / gab es Apsu, den ersten, ihren Erzeuger, / und Schöpferin Tiamat, die sie alle gebar; / sie hatten ihre Wasser miteinander vermischt, / ehe sich Weideland verband und Röhricht zu finden war... (Üs.: TUAT III/4, S. 569)


      Hethitisch:

      Telipinu und die Tochter des Meeres:

      Früher, als das große M[eer der Alleinherrscher war - als aber] Himmel, Erde (und) Menschhe[it geschaffen wurden,] (da) wurde es streitsüchtig und holte [den Sonnengott des Himmels] herunter und [hielt] ihn [versteckt]. Dies [hatte] im Lande schlimme [Folgen], (da) Dunkelheit hereinbrach. Das Me[er tobte], (und) niemand konnte ihm widerstehen. (Üs.: TUAT III/4, S. 811)


      Sumerisch

      Kosmogonie aus Nibru

      An, der Herr, erhellte den Himmel, die Erde war dunkel, / in die Unterwelt wurde nicht geschaut, / aus der Tiefe wurde noch kein Wasser geschöpft, / nichts wurde geschaffen... (Üs.: TUAT III/3, S. 353)

    12. 1 Am Anfang von Gottes Schöpfung von Himmel und Erde 2 war

      Der heb. Text beginnt mit dem Wort bereschit ("Am Anfang") - anders, als die übliche Übersetzung das nahelegt, ein unbestimmtes, artikelloses Substantiv. Weil im Heb. ebenso wie im Dt. eigentlich ein Artikel stehen würde, von von "dem [einen] Anfang" die Rede ist, muss dieser Ausfall des Artikels erklärt werden.

      Die wahrscheinlichste Erklärung ist diese: reschit ("Anfang") ist ein sog. "relationales Nomen": Etwas ist immer Anfang von etwas. bereschit ist daher im Heb. stets Teil einer Genitivverbindung, die angibt, wovon etwas "Anfang" ist (s. noch Jer 26,1; 27,1; 28,1; 49,34; Hos 9,10; 1 QS 10,1.5.13.15; 1 QH 12,6; vgl. Merlo 2008, S. 74; Rottzoll 1991, S. 248). Weil im Heb. das erste Glied einer solchen Genitivverbindung stets unbestimmt ist, ist dies der Grund für die Artikellosigkeit von bereschit.

      Dass auf dieses erste Glied nicht ein weiteres Nomen folgt, sd. ein Verb, ist unproblematisch: Im Heb. kann in einem sog. "Substantivsatz" ein Verb auch die Rolle eines Nomens übernehmen.

      Demnach ist Gen 1,1 aufzulösen: "Am Anfang von Gott-schuf-Himmel-und-Erde". So lösen z.B. auch auf: Di Lella 1985, S. 129; Merlo 2008; Nic §18; Orlinsky 1983; Rechenmacher 2002; Speiser 1964 und schon Harper 1888, S. 22 und Smith 1928.


    1. Und laß dieses Buch des Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht

      Heißt auch: Die gesamte folgende Sammlung von Nebiim ist "unter der Perspektive 'Torah' zu lesen" (Rechenmacher, VL 2016/17).

    2. 43 Also gab der HERR Israel alles Land, das er geschworen hatte ihren Vätern zu geben, und sie nahmen es ein und wohnten darin. 44 Und der HERR gab ihnen Ruhe von allen umher, wie er ihren Vätern geschworen hatte, und stand ihrer Feinde keiner wider sie, sondern alle ihre Feinde gab er in ihre Hände. 45 Und es fehlte nichts an allem Guten, das der HERR dem Hause Israel verheißen hatte. Es kam alles.

      Häufung von Vokabular des Zusicherns und Zuschwörens:

      • "alles Land, das er geschworen hatte..." (V. 43)
      • "wie er ihren Vätern geschworen hatte" (V. 44)
      • "alles Gute, das der HERR dem Hause Israel verheißen hatte" (V. 45)
      • "Es kam alles" (V. 45)
    1. Erzählung selbstverständlich nicht historisch; wenn die Errettung der Israeliten aus Ägypten durch JHWH im kollektiven Gedächtnis gewesen wäre, hätte Jerobeam unmöglich einfach neue Götter für JHWH einsetzen können.

    2. siehe, da sind deine Götter, Israel, die dich aus Ägyptenland geführt haben
    1. aber

      Warum "aber"? Die folgenden Tiere fallen doch gar nicht unter die Gruppe der Tiere, für die beides gilt? Vgl. Lev 11,20; gemeint ist also sicher: 1) A dürft ihr essen 2) Was aber davon... leitet Teilmenge A' in A ein, die doch gegessen werden dürfen.

      Da passt was nicht.

    1. 37 Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammet nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebet, so wird euch vergeben. 38 Gebt, so wird euch gegeben.

      Stoßrichtung: Die Hoffnung auf die endzeitliche Vergeltung Gottes wird zum Anlass für gutes und wider schlechtes Handeln.

      (Heininger, VL 2016/17)

    2. Vergebet, so wird euch vergeben

      Gr. apoluein; hier vermutlich speziell vom Schuldenerlass (Heininger, VL 2016/17). Vgl. Mt 18,27

    3. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überfließend Maß

      Bildspender: Getreidehandel auf Markt: Man bekommt nicht nur die "bezahlte" Menge, sd. der Händer quetscht das Getreide, rüttelt es und schüttelt es, um möglichst viel unterzubekommen, und dennoch fließt es gar noch über.

    4. Und wie ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, also tut ihnen gleich auch ihr.

      Urspr. Version:

      "Und so wie ihr wollt, dass euch die Menschen tun, so tut auch ihr ihnen."

      (Heininger, VL 2016/17)

    5. Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.

      Topos der Imitatio Dei, der schon in der gr. Literatur verbreitet war.

      Bspp.:

      Epikt., Diss II 11-13:

      "Erstens sagen sie, muss man lernen, dass Gott sei und dass er für das Ganze sorgt; dass ihm weder unsere Taten, ja nicht einmal unsere Gedanken noch unsere Anschläge verborgen sein können. Zweitens, von welcher moralischen Beschaffenheit die Götter sind; denn je nachdem sie erfunden werden, hat einer, der ihnen gefallen und folgen will, ein Muster, welchem er sich befleißigen muss ähnlich zu werden. Ist die Gottheit treu, so muss auch er treu sein; ist sie frei, so muss auch er frei sein; ist sie wohltätig, so muss auch er wohltätig sein; ist sie großmütig, so muss er großmütig sein, und überhaupt in allen übrigen Stücken müssen seine Reden und Taten Nachahmungen Gottes sein."


      Philo, Fug 63:

      "Mit herrlichen Worten hat dies einer von denen, die wegen ihrer Weisheit bewundert werden, ein berühmter Mann in seinem Theater ausgesprochen: 'Weder vermag das Schlechte zu vergehen - denn es ist notwendig, dass es stets ein dem Guten Entgegengesetztes gibt - noch kann es im Bezirk des Göttlichen wohnen, sondern es hält sich im Bereich der sterblichen Natur an diesem Ort auf. Deshalb muss man auch versuchen, von hier nach dort so schnell als möglich zu fiehen. Fliehen bedeutet aber: Gott so sehr als möglich gleich werden, Gott gleich werden: mit Einsicht gerecht und fromm zu werden."

    6. 36 Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist

      Lk: "barmherzig" vs. Mt 5,48: "vollkommen". Lk = sicher ursprünglich; mt Änderung abhängig vom matthäischen "Vollkommenheits-topos". (Heininger, VL 2016/17)

    7. so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig über die Undankbaren und Bösen

      "Problem" dieses Abschlusses: Nachdem zuvor gerade die Gegenseitigkeitsethik kritisiert wurde, wird hier sozusagen "unter der Hand" doch wieder eine Reziprozität eingeführt: Für gute Taten wird man zu "Kindern des Allerhöchsten".

      (Heininger, VL 2016/17)

    8. 34 Und wenn ihr leihet, von denen ihr hoffet zu nehmen, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf daß sie Gleiches wiedernehmen

      i: Thematisiert wird hier der Geldverkehr zwischen Reichen; ein weiteres Mal wendet sich der "Evangelist der Armen" gerade mit einem selbst verfassten Vers gerade an reiche Menschen.

    9. 32 Und so ihr liebet, die euch lieben, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. 33 Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder tun das auch. 34 Und wenn ihr leihet, von denen ihr hoffet zu nehmen, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf daß sie Gleiches wiedernehmen

      Kritik an der hellenistischen "Gegenseitigkeitsethik" / "Kultur der Reziprozität" (Heininger, VL 2016/17).

      Bspp.:

      Hesiod, Opera 342-345.353-355:

      „Wer dich liebt, den lade zum Mahl, unterlasse den Hader. / Doch wer nahe dir wohnt, den lade am meisten zum Mahle. / Denn wenn unverhofft ein Unglück im Dorf dir begegnet, / gurtlos kommen die Nachbarn, die Vettern gürten sich erst noch. / ... / Liebe den, der dich liebt,und geh zu dem, der zu dir geht. / Gib, wenn einer dir gab, gib nicht,wenn einer dir nicht gab. / Gern gibt jeder dem Geber, dem Nichtgeber gab noch keiner.“


      Aristoteles, Eth Nic V 1133a4-5

      Dies ist das Besondere an der χάρις: Man muss dem, der einen Gefallen erwiesen hat (χαρισαμένῳ), einen Gegendienst leisten und wieder selbst damit anfangen, einen Gefallen zu erweisen (χαριζόμενον).“


      Seneca, De Beneficiis I 2,4:

      The book-keeping of benefits is simple: it is all expenditure; if any one returns it, that is clear gain; if he does not return it, it is not lost, I gave it for the sake of giving. No one writes down his gifts in a ledger, or like a grasping creditor demands repayment to the day and hour. A good man never thinks of such matters, unless reminded of them by some one returning his gifts; otherwise they become like debts owing to him. It is a base usury to regard a benefit as an investment. Whatever may have been the result of your former benefits, persevere in bestowing others upon other men; they will be all the better placed in the hands of the ungrateful, whom shame, or a favourable opportunity, or imitation of others may some day cause to be grateful. Do not grow weary, perform your duty, and act as becomes a good man.

    10. 32 Und so ihr liebet, die euch lieben, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. 33 Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder tun das auch

      Vgl. mit Mt 5,46f.: Mt vermutlich älter.

      • Lk hat das "Zöllner" verallgemeinert zu "Sünder".
      • Lk streicht wohl das "grüßen", weil er bereits in den Aussendungsregeln (Lk 10,4) ein Redeverbot hat.
    11. 34 Und wenn ihr leihet, von denen ihr hoffet zu nehmen, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf daß sie Gleiches wiedernehmen.

      V. 34 = Plus zu Mt 5,46f. => Vermutlich lukanische Hinzufügung (Heininger, VL 2016/17)

  10. Nov 2016
    1. 41 Da dankten sie Gott, dem gerechten Richter, der das Heimliche so an den Tag gebracht hatte, 42 und baten ihn, er wolle ja um dieser Sünde willen sie nicht alle vertilgen. Und der Held Judas vermahnte den Haufen, daß sie sich forthin vor Sünden bewahren wollten, weil sie vor ihren Augen sähen, daß diese um ihrer Sünde willen erschlagen wären. 43 Danach hieß er sie eine Steuer zusammenlegen, zweitausend Drachmen Silber; die schickte er gen Jerusalem zum Sündopfer. Und er tat wohl und fein daran, dieweil er dachte an die Auferstehung. 44 Denn wo er nicht gehofft hätte, daß die, so erschlagen waren, würden auferstehen, wäre es vergeblich und eine Torheit gewesen, für die Toten zu bitten. 45 Weil er aber bedachte, daß die, so im rechten Glauben sterben, Freude und Seligkeit zu hoffen haben, ist es eine gute und heilige Meinung gewesen. 46 Darum hat er auch für die Toten gebeten, daß ihnen die Sünde vergeben würde.

      Kontroverstheologisch sehr bedeutsamer Abschnitt:

      • Leistungen, die für Gottes Gnade "erbracht" werden
      • Fegefeuerlehre statt "automatische Erlösung"
      • Geld an Jerusalem übertragbar auf Peterspfennig
      • ...
    1. Chittim

      Heb כִּתִּים֙; gemeint sind wie in den Qumran-Texten die Römer.

    2. Fürst, mit dem der Bund gemacht war

      Gemeint ist der Hohepriester Onias III, der durch Antiochus Epiphanes mit Jason ersetzt worden war (vgl. z.B. Oniaden (WiBiLex))

    3. Daniel

      Struktur des Danielbuchs:

      • Dan 1-6: Daniel-legenden
      • Dan 7-12: Visionen
      • Dan 13f: Anhang

      • Dan 2: Traum
        • Dan 3: Gefahr + Rettung (Feuerofen)
          • Dan 4: Überheblichkeit + Umkehr Nebukadnezzar
          • Dan 5: Überheblichkeit + Untergang Belshazzar
        • Dan 6: Gefahr + Rettung (Löwengrube)
      • Dan 7: Traum
    4. Der König lebe ewiglich! Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten. 5 Der König antwortete und sprach zu den Chaldäern: Es ist mir entfallen. Werdet ihr mir den Traum nicht anzeigen und ihn deuten, so sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser schändlich zerstört werden. 6 Werdet ihr mir aber den Traum anzeigen und deuten, so sollt ihr Geschenke, Gaben und große Ehre von mir haben. Darum so sagt mir den Traum und seine Deutung. 7 Sie antworteten wiederum und sprachen: Der König sage seinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten.

      Erste aram. Passage in Dan; ws. ältester Kern des Dan-Buches. (Rechenmacher, VL WS 2016/17)

    1. Und wie ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, also tut ihnen gleich auch ihr.

      Warum steht die goldene Regel eigentlich gerade nach dem Gebot der Feindesliebe? Diese ist ja viel radikaler; die goldene Regel dagegen basiert auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit (=> Bultmann, Luz)

      <=> Heininger, VL 2016/17: Wie ihr wollt...: Maßstab der goldenen Regel ist nicht das Verhalten anderer, sondern ein Verhalten, wie ich es mir von anderen wünsche.


    2. Und wie ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, also tut ihnen gleich auch ihr.

      Did 1,2:

      "Das nun ist der Weg des Lebens. Erstens sollst du Gott, der dich erschaffen hat, lieben. Zweitens deinen Nächsten wie dich selbst und alles, von dem du nicht willst, dass es dir geschehe, das sollst du auch keinem anderen antun."

    3. Und wie ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, also tut ihnen gleich auch ihr.

      bSchab 31a:

      Ein Heide kam zu Rabbi Schammai und sprach zu ihm: 'Mache mich zum Proselyten unter der Bedingung, dass du mich die ganze Tora lehrst, während ich auf einem Fuß stehe. Da stieß ihn jener Rabbi Schammai empört fort. Darauf kam dieser Heide zu Rabbi Hillel. Er nahm ihn als Proselyten auf und sprach zu ihm: Was dir verhasst it, das tue deinem Nächsten nicht an. Das ist das ganze Gesetz. Alles andere ist Auslegung. Gehe hin und lerne."

    4. Und wie ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, also tut ihnen gleich auch ihr.
    5. Mantel nimmt, dem wehre nicht auch den Rock

      Mantel + Rock = Kompletter Kleidersatz.

      Heininger: "Der Vorschlag geht dahin, komplett nackt dazustehen, um zu zeigen: "Mehr habe ich nicht!"

      Vorausgesetzte Situation: Wanderradikale. In diesem Kontext: Wer nicht an seinem Besitz hängt, gewinnt damit Freiheit.

    6. Mantel nimmt, dem wehre nicht auch den Rock
    1. Lockruf des Geliebten

      Hld 2,8-15 ist ein sog. "Paraklausithyron" (ein "[Lied]-vor-verschlossener-Tür").

      Hintergrund des Paraklausithyrons ist der Topos in der gr. Literatur, dass ein meist betrunkener Liebhaber meist des Nachts und oft mit einer Blumengirlande zur Türe der Geliebten zieht und dort mit einem Lied entweder versucht, sie herauszulocken oder zu ihr hineinzugelangen (deutlich z.B. AG [="Anthologia Graeca"] V 64; 281; AG XII 23; 115; 116; 118; 167). Wird die Türe nicht geöffnet, kann er ein Subgenre des Paraklausithyrons anstimmen: die „Türklage“. Beispiele für diese finden sich z.B. in AG V 23; 103; 145; 189; AG VI 71; auch Theokrits komplette dritte Idylle ist eine solche Türklage. Eine Mischform aus beiden ist auch seine schöne elfte Idylle, in der der Zyklop Polyphem an der „Tür“ der Nymphe Galatea – am Strand nämlich – versucht, die Geliebte zu sich zu locken. Die Parallelen zu Hld 2,8-17 sind so deutlich, dass Ausschnitte wörtlich zitiert seien:

      19 O weiße Galatea, warum verwirfst du den Werber? / Bist weißer als Käse; zärter als ein Lamm!

      ...

      44 Wohliger würdest du die Nacht in der Grotte bei mir verbringen: / Da sind Lorbeerbäume, dort schlanke Zypressen; / Dunklen Efeu gibts, süße Früchte tragenden Weinstock gibts, / Kühlen Quell gibts, der mir gehört, den baumumstandenen Ätna: / Aus dem weißen Schnee als Ambrosiatrank ausgesandt. / Wer würde da lieber am Meer festhalten und sich an die Wellen klammern!?

      ...

      54 Ach, dass mich meine Mutter nicht mit Kiemen geboren hat, / So dass ich zu dir hinuntertauchen und deine Hand küssen könnte / Wenn du mir schon den Mund vorenthältst! Ich brächte dir die weiße Lilie, / Den zarten Mohn mit dem roten Blütenblatt!

      ...

      63 Komm heraus, Galatea! Und bist du herausgekommen, vergesse, / gleich mir nun hier sitzend, wieder nach Hause zu gehen!


      Die Forschung befasst sich bei der Auslegung von Hld 2,8-17 überwiegend mit dem Satz von den "Füchsen im Weinberg" in V. 15 und legt beides überwiegend symbolisch aus. Am verbreitetsten: Sprecher des Satzes sind Jungfrauen, für die auch symbolisch die "Weinberge" stehen. Die jungen Füchse dagegen sind Symbole für junge Männer, die den Mädchen Avancen machen, also "die Weinberge verwüsten".

      Leichter so: Wir befinden uns in einem Weingarten, der von einem Mädchen bewacht wird (vgl. die komplette Naturschilderung; s. bes. unten zu den "Steinritzen"); die selbe Szenerie also, die auch deutlich in Hld 1,6 geschildert wird.

      Vgl. ähnlich im P.Anastasi I 24.2:

      Du hast Jaffa erreicht und wirst [...] ein kleines Mädchen finden, das den Garten bewacht [...].

      Aus diesem Haus will der Liebende seine Geliebte mit seinem Paraklausithyron herauslocken. Besagtes P. hat zwei sehr deutlich parallel gebaute Strophen: Beide Abschnitte werden eingeleitet mit „Stehe auf, meine Freundin, / Meine Schöne, und komm her!“ (Vv. 10.13); beide schließen mit einer Erwähnung der blühenden Weinberge (V. 13: „Die Weinstöcke haben Blüten gewonnen“; V. 15: „Unsere Weinberge haben Blüten gewonnen“). Wie sich die „Blumen auf dem Land sehen lassen“ (so wörtlich V. 12), will der Liebende den Anblick der Frau sehen (V. 14); wie die Stimme der Turteltaube sich hören lässt (V. 12), will er die Stimme der Frau – seiner „Taube“ – hören (V. 14).

      Funktion der Teile der ersten Strophe ist klar: Vv. 10bc: Aufruf zum Herauskommen, Vv. 11-13: Motivierung des Aufrufs. Ebenso beginnt Strophe 2: Vv. 13d-14c: Aufruf zum Herauskommen, Vv. 14de: Motivierung des Aufrufs. Naheliegend wäre es dann, wenn auch V. 15 zu dieser Motivierung des Aufrufs gehörte. Am besten sollte man den Vers also so verstehen: Die Geliebte soll in ihrem Häuschen die Weinberge bewachen (s. gerade). Bewachen soll sie sie u.a. von Füchsen, wie sich das auch in der griechischen Lyrik findet (s.u.). Doch dies ist gar nicht nötig - s.u. zur Analyse von "Fanget uns": Man (impersonaler Plural) hat die Füchse bereits für die Geliebten gefangen; es gibt also überhaupt keinen Grund für die Geliebte, sich weiterhin in ihr Häuschen einzusperren.

    2. Hohelied 5

      Bei Hld 2,8-15 haben Sie die Gattung "Paraklausithyron" kennengelernt. Auch in Hld 5 findet sich ein Vers, den man dieser Gattung zuordnen könnte. Markieren Sie ihn und schreiben Sie in einer Anmerkung, woran Sie Ihre Entscheidung festmachen!

    3. Füchse, die kleinen Füchse, Die die Weinberge verderben

      Füchse waren tatsächlich Schädlinge in Weingärten:

      Entgegen dem, was häufig über Füchse zu lesen ist, gehören sie zwar zur Klasse der Karnivoren, steigen aber gerade zur Erntezeit auch auf pflanzliche Kost um (vgl. z.B. www.fuechse.info). Der "Schädling Fuchs", vor dem ein Weinberg beschützt werden musste, ist daher z.B. in der altgriechischen Literatur ein häufigeres Motiv, s. z.B. Aesops Fabel "Der Fuchs und die Trauben"; auch:

      Theokrit, Idylle 1.48-50:

      Steht, gar lieblich mit purpurnen Trauben belastet, ein Weinberg, / Welchen ein Knäblein bewacht, das sitzet am Dornengehege. / Auch zwei Füchse sind dort, der eine durchwandert die Gänge / Zwischen den Reben und nascht von zeitigen Trauben, der andre / Spitzt voll List auf die Tasche des Bübleins, und er gedenkt nicht / Eher zu geh'n, als bis er ihm habe genommen das Frühstück.

      Theokrit, Idylle 5.112:

      Feind den Füchsen bin ich, den wolligen Schwänzen, die Mikon's / Weinberg immer besuchen am Abende, Trauben zu naschen.

      Zur Bed. der beiden Zeilen vgl. die Annotation zur Überschrift

    4. Steinritzen

      Gemeint sind Spalten in Weinterassen:

      Heb. b-seter hammadregah, "in den Spalten/Verstecken der madregah". Das Wort findet sich in der Bibel nur noch in Ez 38,20 und steht dort im Parallelismus zu "Berg" und "Wand". Viele deuten das Wort nur aufgrund dieses Zusammenhangs als "Steilwand", "Felswand". Im späteren Heb. ist aber madregah terminus technicus für Weinterassenstufen wie die hier abgebildeten (vgl. Dalman, AuS IV, S. 320): Dass wir auch hier an Weinberge zu denken haben, zeigt sich in V. 8 (Wir befinden uns in den Bergen, die nämlich der Geliebte überspringen muss, um zu seiner Geliebten zu gelangen) und V. 13 (in diesen Bergen wachsen Weinstöcke und Feigenbäume beieinander, vgl. dazu Lk 13,6). In den Ritzen z.B. solcher Weinterassen nisteten Tauben gern und wurden im Alten Orient daher in sog. "Columbarien" gezüchtet:

    5. Fanget

      Besser: "Man hat gefangen":

      Heb. אֶֽחֱזוּ (´echezu). Die Form wird meist aufgefasst als Imp. 2. Pers. mask. Pl. ("fangt uns!"); selbst mit dieser Vokalisierung lässt sie sich aber auch verstehen als Qat. 3. Pers. mask. Pl. ("sie haben gefangen"); vgl. die Form אֶֽחֱרוּ (´echeru, "sie bleiben zurück") in Ri 5,28. So z.St. Assis 2009, S. 86; Gordis 1974, S. 83.


      • Assis, Elie: Flashes of Fire. A Literary Analysis of the Song of Songs. New York/London, 2009.
      • Gordis, Robert: The Song of Songs and Lamentations. A Study, Modern Translation and Commentary. Revised and Augmented Edition. New York, 1974.
  11. Jul 2016
    1. Doch sie werden zur Dienstleistung, nicht zum Priestertum geweiht.38 Der Diakon hat die Aufgabe, in Zusammenarbeit mit dem Presbyterium das zu tun, was der Bischof ihm aufträgt.

      Armseligste Diakonen-Definition, die ich kenne.

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  12. Jun 2016
    1. » Den wichtigsten Beitrag zur Familienpastoral leistet die Pfarrgemeinde, eine Familie von Familien, in der die Beiträge der kleinen Gemeinschaften, Bewegungen und kirchlichen Vereinigungen harmonisch aufeinander abgestimmt werden. «[232] Gemeinsam mit einer spezifisch auf die Familien ausgerichteten Pastoral zeigt sich uns die Notwendigkeit » eine[r] angemessenere[n] Ausbildung von Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Katecheten und anderen Mitarbeitern in der Seelsorge «.

      Vergleiche mit Relatio finalis 77: Durch das Auseinanderreißen des zitierten Abschnitts und die Einschaltung seines eigenen Kommentars scheint mir Franziskus eine andere Betonung in den RF-Abschnitt zu bringen: Die Tatsache erst, dass die Pfarrgemeinde den "wichtigsten" Beitrag zur Familienpastoral leistet, zeigt die Notwendigkeit einer angemessenen Ausbildung der Hauptamtlichen auf - es gibt ein Ausbildungsdesiderat, nämlich das, dass die Hauptamtlichen hier weniger Ahnung haben als die Pfarrgemeinde. Dieses Ausbildungsdesiderat wird im nächsten Satz noch mal wiederholt.

      Schon die Existenz dieses Desiderats steht so nicht in RF 77; der letzte Satz fehlt aber dort ganz: Offenbar als Abhilfe gegen dieses Ausbildungsdesiderat wird die "lange östliche Tradition der verheirateten Priester" betont.

      Dass F. hier ein kleines Plädoyer gegen gg. das Zölibat einbaut, ist klar. Aber dass er die Notwendigkeit dazu aus der RF herausliest (weil nur so auf das Desiderat reagiert werden kann), wo dazu überhaupt nichts steht, ist ein bisschen gewieft, finde ich.

  13. Apr 2016
    1. Wer sich selbst {aber} erhöht (erhebt), der wird demütig (bescheiden, herabgesetzt, niedrig, erniedrigt) werden und wer sich selbst erniedrigt (herabsetzt), wird erhöht werden