24 Matching Annotations
  1. May 2017
    1. Zilizien, Damaskus, auf dem Libanon, 8 dem Karmel und in Kedar; auch zu denen in Galiläa und auf dem großen Felde Esdrelom; 9 und zu allen, die da waren in Samaria und jenseits des Jordan bis gen Jerusalem; auch ins ganze Land Gosen bis an die Grenzen des Mohrenlandes

      Schmitz, VL 2017: Entspricht der damals bekannten Welt. Daher gleich: "Alle Bewohner der Erde"

    2. regierte in der großen Stadt Ninive

      Schmitz, VL 2017: Bewusste ahistorische Unstimmigkeit: Ninive wurde bereits von Nebkadnezzars Großvater vernichtet.

    3. Arphaxad

      Schmitz, VL 2017 Ein König namens Arphaxad ist nicht bekannt. => Bewusste ahistorische Unstimmigkeit

  2. Jan 2017
    1. Du hast ihn wenig niedriger gemacht denn Gott, Und mit Ehre und Schmuck hast du ihn gekrönt. 7 Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk; Alles hast du unter seine Füße getan

      Royalisierung des Menschen. Aber: Royalisierung des Menschen an sich; damit also auch Demokratisierung der Königswürde; wie schon in Gen 1. (VL Schmitz 2016/17)

    2. Alles hast du unter seine Füße getan

      "unter die Füße gelegt werden": Kein harmloser Schutzgestus wie bei Hirten, sondern Unterwerfungsgestus aus der Königsideologie. (VL Schmitz 2016/17)

    3. Schafe und Ochsen allzumal, Dazu auch die wilden Tiere, 9 Die Vögel unter dem Himmel und die Fische im Meer Und was im Meer geht

      Hier wird geradezu eine Geografie des Tierreiches entworfen:

  3. Dec 2016
    1. hundertachtundvierzigsten Jahr

      Nach seleukidischer Zeitrechnung; Dort: 312 v. Chr. = seleukidisches Jahr 0 =>

      -312+148=164.

    1. du wieder jung wirst wie ein Adler

      Gemeint ist wahrscheinlich ein "Geier" (s. Lexika). Diese fressen sehr viel und können dann erst mal nicht mehr fliegen. Können sie dann wieder fliegen, muss das gewirkt haben wie eine Verjüngungskur.

      (Schmitz, VL 2016/17)

    1. wie ich euch getragen habe auf Adlerflügeln

      Adler oder Geier tragen nie jemanden auf ihren Flügeln. Gemeint ist wahrscheinlich folgendes: Will ein Geier seine Jungen zum Fliegen bringen, schubst er sie aus dem Nest, stürzt ihnen dann nach, fängt sie auf und bringt sie zum Nest zurück; vgl. Dtn 32,11. Gemeint ist also eher: "Ich habe euch aus Ägypten gedrängt".

    1. Atem Gottes

      Umstrittene Stelle; Heb. ruach haelohim. Weil ruach theoretisch "Geist", "Atem" oder "Wind" und elohim "Gott" oder "stark" bezeichnen kann, sind die beiden verbreitetsten Deutungen (1) "Der Geist Gottes schwebte" und (2) "Ein starker Wind stürmte".

      Deutung (1) geht nicht an, weil es die Vorstellung eines eigenständigen "Geistes Gottes" im AT noch nicht gibt, die Rolle dieses Geistes Gottes in dieser Schilderung des Urzustands der Welt unklar wäre und das Verb von einer schnellen Bewegung spricht und daher nicht mit einem "Geist Gottes" vereinbar ist. Deutung (2) geht ebensowenig an, weil elohim in Gen 1 sehr häufig und stets in der Bedeutung "Gott" verwendet wird. Die Rede muss also sein von einem heftigen "Atem Gottes" oder einem starken "Wind Gottes".

      Biblische Parallelen lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: (1) Solche vom mächtigen Atem Gottes, mit dem er häufig gerade auf das Wasser einwirkt, und (2) solche vom Atem Gottes als etwas, mit dem er schafft.


      Der mächtige Atem Gottes:

      Ex 15,8.10:

      *8 Durch dein Blasen taten sich die Wasser empor, und die Fluten standen in Haufen; die Tiefe wallte voneinander mitten im Meer. ... 10 Da ließest du deinen Atem/Wind ( ruach ) blasen und das Meer bedeckte sie, und sie sanken unter wie Blei im mächtigen Wasser.*

      2 Sam 22,16 // Ps 18,16:

      Da sah man das Bett der Wasser, und des Erdbodens Grund ward aufgedeckt, HERR, von deinem Schelten, von dem Odem und Schnauben deiner Nase.

      Ps 29,3f.:

      *3 Die Stimme des HERRN geht über den Wassern; der Gott der Ehren donnert, der HERR über großen Wassern. 4 Die Stimme des HERRN geht mit Macht; die Stimme des HERRN geht herrlich.*

      Ps 104,7:

      *Aber von deinem Schelten flohen [die Wasser], von deinem Donner fuhren sie dahin.**


      Atem Gottes als Schöpfungskraft:

      Ps 33,6.9:

      *6 Der Himmel ist durch das Wort des HERRN gemacht und all sein Heer durch den Geist seines Mundes. ... 9 Denn so er spricht, so geschieht’s; so er gebeut, so stehet’s da.*

      Am klarsten ist dieses Motiv natürlich in Gen 1 selbst.


      Kombiniert sind beide Motive auch in Jdt 16,17f.:

      *17 Alle deine Kreatur muß dir dienen; denn was du sprichst, das muß geschehen. Wo du einem einen Mut gibst, das muß fortgehen, und deinem Wort kann niemand Widerstand tun. 18 Die Berge müssen zittern, und die Felsen zerschmelzen wie Wachs vor dir.**


      Orientiert man sich an diesen Parallelen, sind Vv. 1f. wahrscheinlich so aufzufassen und zu strukturieren:

      • V. 1: Zeitlicher Nebensatz zu V. 2: Erzählt wird vom Beginn von Gottes Schöpfungshandeln
      • Vv. 2ab: Urzustand der Erde: Zu Beginn von Gottes Schöpfungshandeln liegt die Welt im Finstern und ist von Wasser bedeckt.
      • V. 2c: Gottes Stimme, die so mächtig ist, dass sie geradezu "stürmt", ist die "Gegen-kraft" des Urmeers: Mittels ihrer wird das Urmeer "besiegt" und "gespalten" und eine ganze neue Weltordnung ins Sein gesetzt. Von diesem Ins-Sein-Setzen berichten dann Vv. 3ff. Vgl. ähnlich z.B. Di Lella 1985, S. 130.

      • Di Lella, Alexander A.: Genesis 1:1-10: A Formal Introduction to P's Creation Account, in: A. Caquot u.a.: Mélanges bibliques et orientaux en l'honneur de M. Mathias Delcor. Kevelaer/Neukirchen-Vluyn, 1985. S. 127-137.
    2. 24 Und Gott sprach: „Die Erde bringe verschiedenste Arten von lebendigen Tieren hervor: Verschiedenste Arten von Vieh, Kriecher und wilden Tieren.“ Und es geschah also. 25 Und Gott machte verschiedenste Arten von wilden Tieren, verschiedenste Arten von Vieh und all die verschiedenen Arten von Boden-kriechern. Und Gott sah, daß es gut war. 26 Und Gott sprach: „Ich will Menschen machen als mir ähnlichen Stellvertreter! Sie sollen herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel am Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle Kriecher, die auf Erden kriechen.“ 27 Und Gott schuf den Menschen als seinen Stellvertreter, Zum Bilde Gottes schuf er ihn; Männlich und weiblich schuf er sie. 28 Und Gott segnete sie. Er sprach zu ihnen: „Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer und über die Vögel am Himmel und über alle Lebewesen, die auf Erden kriechen!“ 29 Und Gott sprach: „Hiermit gebe ich euch alles Samen tragende Getreide, das auf der Oberfläche der ganzen Erde ist, und alle Bäume, die in ihren Baumfrüchten Samen tragen, zu eurer Speise, 30 und allem Getier auf Erden und allen Vögeln am Himmel und allen Kriechern auf Erden, die Leben in sich haben, gebe ich alle Pflanzen zur Speiße.“ Und es geschah also. 31 Und Gott sah, dass alles, was er gemacht hatte, sehr gut war. Es wurde Abend und es wurde Morgen: der sechste Tag.

      Eine schöne Eigentümlichkeit dieses Abschnitts ist sein Variationsreichtum und seine Betonung der Fünfzahl. Die "Kriecher" etwa - die Reptilien also - werden in fünf Versen mit fünf verschiedenen Bezeichnungen versehen:

      • V. 24: "Kriecher"
      • V. 25: "Alle Bodenkriecher"
      • V. 26: "Alle Kriecher, die auf Erden kriechen"
      • V. 28: "Alle Lebewesen, die auf Erden kriechen"
      • V. 30: "Alle Kriecher auf Erden, die Leben in sich haben".

      Ein anderes Beispiel ist die Reihenfolge der drei Landtierfamilien, die drei Mal in Folge variiert und im letzten Vers zum Fünfschritt erweitert wird:

      • V. 24: Vieh - Kriecher - wilde Tiere
      • V. 25: Wilde Tiere - Vieh - Kriecher
      • V. 26: [Fische - Vögel -] Vieh - wilde Tiere - Kriecher

      Dazu kommt allgemein die starke Häufung der Betonung der Vielfalt; das "verschiedenste Arten von..." etwa fällt fünf Mal allein in Vv. 24f.

      Ein Effekt dieser beiden Stileigentümlichkeiten ist sicher die Hervorhebung des Menschen unter allen Landtieren. So vieles Verschiedenes hat Gott geschaffen, und doch ragt unter den verschiedensten Arten von Schöpfungswesen an den ersten 5 Tagen jenes letzte des 6. Tages besonders hervor: Der Mensch, der Stellvertreter Gottes; die "Krone der Schöpfung", zu der ersten fünf Schöpfungstage hingeführt haben.

    3. etwas Schalenförmiges inmitten des Wassers

      Im biblischen Weltbild ruht die Erde auf Sockeln auf einer großen Wassermasse auf; das Blau des Himmels ist eine weitere Wassermasse, die von einer festen Trennwand davon abgehalten wird, auf die Erde niederzustürzen. Von der Schöpfung dieser Trennwand berichten Vv. 6-8.

      Entsprechende Vorstellungen finden sich häufiger im Alten Orient; aus Ägypten etwa stammt diese sehr schöne bildliche Darstellung: Die Himmelsgöttin Nut überwölbt die Erde und hält eine Wassermasse zurück, auf der hier sogar Schiffe fahren.

      (Grafik bei Schäfer 1928, Abb. 29)


      • Schäfer, Heinrich: Weltgebäude der alten Ägypter. Berlin / Leipzig, 1928.
    4. der erste „Tag“

      W. "1 Tag" (statt "ein Tag"): Vv. 3-5 berichten von der Schöpfung der zeitlichen Ordnung, nicht von der Schöpfung der Helligkeit. Funktion der Formel "Es wurde Abend usw." ist hier also nicht nur, davon zu berichten, dass der erste Schöpfungsabschnitt nun abgelaufen ist, sondern ineins damit wird vorgeführt, wie Gott die zeitliche Ordnung ins Sein setzt. Nach der Unterscheidung von Hellem und Finsterem, von Tag und Nacht, muss es 1x Abend und 1x Morgen werden, dann ist die Zeitspanne von "1 Tag" vergangen. Vv. 6ff. berichten dann von der Einsetzung des Raumes.

      Vgl. dazu Sasson 1992, S. 191; Steinmann 2002, S. 583f. u.a.


    1. Und laß dieses Buch des Gesetzes nicht von deinem Munde kommen, sondern betrachte es Tag und Nacht

      Heißt auch: Die gesamte folgende Sammlung von Nebiim ist "unter der Perspektive 'Torah' zu lesen" (Rechenmacher, VL 2016/17).

    2. 43 Also gab der HERR Israel alles Land, das er geschworen hatte ihren Vätern zu geben, und sie nahmen es ein und wohnten darin. 44 Und der HERR gab ihnen Ruhe von allen umher, wie er ihren Vätern geschworen hatte, und stand ihrer Feinde keiner wider sie, sondern alle ihre Feinde gab er in ihre Hände. 45 Und es fehlte nichts an allem Guten, das der HERR dem Hause Israel verheißen hatte. Es kam alles.

      Häufung von Vokabular des Zusicherns und Zuschwörens:

      • "alles Land, das er geschworen hatte..." (V. 43)
      • "wie er ihren Vätern geschworen hatte" (V. 44)
      • "alles Gute, das der HERR dem Hause Israel verheißen hatte" (V. 45)
      • "Es kam alles" (V. 45)
    1. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überfließend Maß

      Bildspender: Getreidehandel auf Markt: Man bekommt nicht nur die "bezahlte" Menge, sd. der Händer quetscht das Getreide, rüttelt es und schüttelt es, um möglichst viel unterzubekommen, und dennoch fließt es gar noch über.

    2. 34 Und wenn ihr leihet, von denen ihr hoffet zu nehmen, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf daß sie Gleiches wiedernehmen

      i: Thematisiert wird hier der Geldverkehr zwischen Reichen; ein weiteres Mal wendet sich der "Evangelist der Armen" gerade mit einem selbst verfassten Vers gerade an reiche Menschen.

    3. 32 Und so ihr liebet, die euch lieben, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. 33 Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder tun das auch. 34 Und wenn ihr leihet, von denen ihr hoffet zu nehmen, was für Dank habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf daß sie Gleiches wiedernehmen

      Kritik an der hellenistischen "Gegenseitigkeitsethik" / "Kultur der Reziprozität" (Heininger, VL 2016/17).

      Bspp.:

      Hesiod, Opera 342-345.353-355:

      „Wer dich liebt, den lade zum Mahl, unterlasse den Hader. / Doch wer nahe dir wohnt, den lade am meisten zum Mahle. / Denn wenn unverhofft ein Unglück im Dorf dir begegnet, / gurtlos kommen die Nachbarn, die Vettern gürten sich erst noch. / ... / Liebe den, der dich liebt,und geh zu dem, der zu dir geht. / Gib, wenn einer dir gab, gib nicht,wenn einer dir nicht gab. / Gern gibt jeder dem Geber, dem Nichtgeber gab noch keiner.“


      Aristoteles, Eth Nic V 1133a4-5

      Dies ist das Besondere an der χάρις: Man muss dem, der einen Gefallen erwiesen hat (χαρισαμένῳ), einen Gegendienst leisten und wieder selbst damit anfangen, einen Gefallen zu erweisen (χαριζόμενον).“


      Seneca, De Beneficiis I 2,4:

      The book-keeping of benefits is simple: it is all expenditure; if any one returns it, that is clear gain; if he does not return it, it is not lost, I gave it for the sake of giving. No one writes down his gifts in a ledger, or like a grasping creditor demands repayment to the day and hour. A good man never thinks of such matters, unless reminded of them by some one returning his gifts; otherwise they become like debts owing to him. It is a base usury to regard a benefit as an investment. Whatever may have been the result of your former benefits, persevere in bestowing others upon other men; they will be all the better placed in the hands of the ungrateful, whom shame, or a favourable opportunity, or imitation of others may some day cause to be grateful. Do not grow weary, perform your duty, and act as becomes a good man.

  4. Nov 2016
    1. Chittim

      Heb כִּתִּים֙; gemeint sind wie in den Qumran-Texten die Römer.

    2. Fürst, mit dem der Bund gemacht war

      Gemeint ist der Hohepriester Onias III, der durch Antiochus Epiphanes mit Jason ersetzt worden war (vgl. z.B. Oniaden (WiBiLex))

    3. Daniel

      Struktur des Danielbuchs:

      • Dan 1-6: Daniel-legenden
      • Dan 7-12: Visionen
      • Dan 13f: Anhang

      • Dan 2: Traum
        • Dan 3: Gefahr + Rettung (Feuerofen)
          • Dan 4: Überheblichkeit + Umkehr Nebukadnezzar
          • Dan 5: Überheblichkeit + Untergang Belshazzar
        • Dan 6: Gefahr + Rettung (Löwengrube)
      • Dan 7: Traum
    1. Mantel nimmt, dem wehre nicht auch den Rock

      Mantel + Rock = Kompletter Kleidersatz.

      Heininger: "Der Vorschlag geht dahin, komplett nackt dazustehen, um zu zeigen: "Mehr habe ich nicht!"

      Vorausgesetzte Situation: Wanderradikale. In diesem Kontext: Wer nicht an seinem Besitz hängt, gewinnt damit Freiheit.

    1. Lockruf des Geliebten

      Hld 2,8-15 ist ein sog. "Paraklausithyron" (ein "[Lied]-vor-verschlossener-Tür").

      Hintergrund des Paraklausithyrons ist der Topos in der gr. Literatur, dass ein meist betrunkener Liebhaber meist des Nachts und oft mit einer Blumengirlande zur Türe der Geliebten zieht und dort mit einem Lied entweder versucht, sie herauszulocken oder zu ihr hineinzugelangen (deutlich z.B. AG [="Anthologia Graeca"] V 64; 281; AG XII 23; 115; 116; 118; 167). Wird die Türe nicht geöffnet, kann er ein Subgenre des Paraklausithyrons anstimmen: die „Türklage“. Beispiele für diese finden sich z.B. in AG V 23; 103; 145; 189; AG VI 71; auch Theokrits komplette dritte Idylle ist eine solche Türklage. Eine Mischform aus beiden ist auch seine schöne elfte Idylle, in der der Zyklop Polyphem an der „Tür“ der Nymphe Galatea – am Strand nämlich – versucht, die Geliebte zu sich zu locken. Die Parallelen zu Hld 2,8-17 sind so deutlich, dass Ausschnitte wörtlich zitiert seien:

      19 O weiße Galatea, warum verwirfst du den Werber? / Bist weißer als Käse; zärter als ein Lamm!

      ...

      44 Wohliger würdest du die Nacht in der Grotte bei mir verbringen: / Da sind Lorbeerbäume, dort schlanke Zypressen; / Dunklen Efeu gibts, süße Früchte tragenden Weinstock gibts, / Kühlen Quell gibts, der mir gehört, den baumumstandenen Ätna: / Aus dem weißen Schnee als Ambrosiatrank ausgesandt. / Wer würde da lieber am Meer festhalten und sich an die Wellen klammern!?

      ...

      54 Ach, dass mich meine Mutter nicht mit Kiemen geboren hat, / So dass ich zu dir hinuntertauchen und deine Hand küssen könnte / Wenn du mir schon den Mund vorenthältst! Ich brächte dir die weiße Lilie, / Den zarten Mohn mit dem roten Blütenblatt!

      ...

      63 Komm heraus, Galatea! Und bist du herausgekommen, vergesse, / gleich mir nun hier sitzend, wieder nach Hause zu gehen!


      Die Forschung befasst sich bei der Auslegung von Hld 2,8-17 überwiegend mit dem Satz von den "Füchsen im Weinberg" in V. 15 und legt beides überwiegend symbolisch aus. Am verbreitetsten: Sprecher des Satzes sind Jungfrauen, für die auch symbolisch die "Weinberge" stehen. Die jungen Füchse dagegen sind Symbole für junge Männer, die den Mädchen Avancen machen, also "die Weinberge verwüsten".

      Leichter so: Wir befinden uns in einem Weingarten, der von einem Mädchen bewacht wird (vgl. die komplette Naturschilderung; s. bes. unten zu den "Steinritzen"); die selbe Szenerie also, die auch deutlich in Hld 1,6 geschildert wird.

      Vgl. ähnlich im P.Anastasi I 24.2:

      Du hast Jaffa erreicht und wirst [...] ein kleines Mädchen finden, das den Garten bewacht [...].

      Aus diesem Haus will der Liebende seine Geliebte mit seinem Paraklausithyron herauslocken. Besagtes P. hat zwei sehr deutlich parallel gebaute Strophen: Beide Abschnitte werden eingeleitet mit „Stehe auf, meine Freundin, / Meine Schöne, und komm her!“ (Vv. 10.13); beide schließen mit einer Erwähnung der blühenden Weinberge (V. 13: „Die Weinstöcke haben Blüten gewonnen“; V. 15: „Unsere Weinberge haben Blüten gewonnen“). Wie sich die „Blumen auf dem Land sehen lassen“ (so wörtlich V. 12), will der Liebende den Anblick der Frau sehen (V. 14); wie die Stimme der Turteltaube sich hören lässt (V. 12), will er die Stimme der Frau – seiner „Taube“ – hören (V. 14).

      Funktion der Teile der ersten Strophe ist klar: Vv. 10bc: Aufruf zum Herauskommen, Vv. 11-13: Motivierung des Aufrufs. Ebenso beginnt Strophe 2: Vv. 13d-14c: Aufruf zum Herauskommen, Vv. 14de: Motivierung des Aufrufs. Naheliegend wäre es dann, wenn auch V. 15 zu dieser Motivierung des Aufrufs gehörte. Am besten sollte man den Vers also so verstehen: Die Geliebte soll in ihrem Häuschen die Weinberge bewachen (s. gerade). Bewachen soll sie sie u.a. von Füchsen, wie sich das auch in der griechischen Lyrik findet (s.u.). Doch dies ist gar nicht nötig - s.u. zur Analyse von "Fanget uns": Man (impersonaler Plural) hat die Füchse bereits für die Geliebten gefangen; es gibt also überhaupt keinen Grund für die Geliebte, sich weiterhin in ihr Häuschen einzusperren.

    2. Steinritzen

      Gemeint sind Spalten in Weinterassen:

      Heb. b-seter hammadregah, "in den Spalten/Verstecken der madregah". Das Wort findet sich in der Bibel nur noch in Ez 38,20 und steht dort im Parallelismus zu "Berg" und "Wand". Viele deuten das Wort nur aufgrund dieses Zusammenhangs als "Steilwand", "Felswand". Im späteren Heb. ist aber madregah terminus technicus für Weinterassenstufen wie die hier abgebildeten (vgl. Dalman, AuS IV, S. 320): Dass wir auch hier an Weinberge zu denken haben, zeigt sich in V. 8 (Wir befinden uns in den Bergen, die nämlich der Geliebte überspringen muss, um zu seiner Geliebten zu gelangen) und V. 13 (in diesen Bergen wachsen Weinstöcke und Feigenbäume beieinander, vgl. dazu Lk 13,6). In den Ritzen z.B. solcher Weinterassen nisteten Tauben gern und wurden im Alten Orient daher in sog. "Columbarien" gezüchtet: