- Jul 2019
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Dieser zweifellos nicht sonderlich heroische Ausweg aus einem immer noch nicht weidlich genug gewürdigten Dilemma ist zwar vollends reizlos geworden, seit er so absehbar ist
Aus Die Langeweile und der Krieg (Der Mistral, nr. 3, 1915).
Dieser immerhin nicht sonderlich heroische Ausweg aus einem sehr unterschätzten Dilemma ist gleichwohl nicht uninteressant und vollends unabsehbar.
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- May 2019
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Jede Revolution war die sehnsüchtige Empörung nach einer geliebteren Faust (eromasoch). Die Zahl derer, die, kaum majorenn, jede Autorität begrinsen, ist so winzig wie die der Despoten (erosade) beiweitem zu ungenügend. Es gab noch nie eine Revolution. Nur Revolteure. Rastas. Das Jahr 1789 ist das historisch mißhandeltste. Die kompakte Majorität der hungernden Mägen krächzte vor dem Versailler Schloß und einmal im Taumel der rauschenden Straßen schlug sie Köpfe herunter.
Aus La vraie Marseillaise. (GW Vol. 1)
Jede Revolution war die sehnsüchtige Empörung nach einer geliebteren Faust. Die Zahl der Kinder, die majorenn jede Autorität fliehen, ist so klein wie die Gewalt der Despoten groß. Es gab nie eine Revolution. Es gibt nur Revolteure. Das Jahr 1789 ist das historisch mißhandeltste. Die kompakte Majorität der hungernden Mägen schrie vor dem Versailler Schloß und einmal im Rausch der rauschenden Straße, schlug sie Köpfe herunter.
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die Luftlinie Syrakus-Butterbrot-Zentralheizung
Möglicher Bezug auf eine unveröffentliche Schrift Serners.
Vgl. auch Kurt Schwitters Selbstbestimmungsrecht der Künstler, das als Nachwort zur Sammlung Anna Blume gilt:
Was heißt dichten? 2 x 2 = 4, das ist noch kein Gedicht. (Die Luftlinie Syrakus, Butterbrot, Zentralheizung).
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Über dieses Chaos von Dreck und Rätsel einen erlösenden Himmel stülpen!! Den Menschenmist ordnend durchduften!!!
Vgl. Tristan Tzara, Manifeste Dada 1918
Comment veut-on ordonner le chaos qui constitue cette infinie informe variation : l'homme ?
Tzara wurf Serner von Plagiat vor. Beide Manifeste enthalten einige Sätze, die offensichtich gleichartig sind. Es ist aber noch gestritten, wer von wem plagiiert hat.
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Picadilly
Piccadilly (1927). Rechtgeschrieben.
Auch in DADA n. 4-5 ist Piccadilly rechtgeschrieben.
Vermutlich meint Serner nicht den Piccadilly Circus in London, sondern das Hotel Piccadilly.
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Napoleon, ein doch wirklich tüchtiger Junge, behauptete unverantwortlicher Weise, der wahre Beruf des Menschen sei, den Acker zu bestellen.
Zitate aus R. Rehlen, Berühmte Ausspräche und Worte Napoleons. Zitate aus diesem Buch sind auch in Serners Artikel Goethe und Napoleon (1915, GW Vol. 1) zu finden.
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Der jeweilige landläufige Etat der bewohnten Erdoberfläche ist deshalb lediglich das folgerichtige Resultat einer unerträglich gewordenen Langeweile.
Aus Die Langeweile und der Krieg (GW Vol. 1)
Der jeweilige Zustand der bewohnten Erdoberfläche ist also lediglich das folgerichtige Ergebnis einer unerträglich gewordenen Langeweile.
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Zobeltitz
Fedor von Zobeltitz (1857-1934) war ein deutscher Schriftsteller. Er schrieb zahlreiche im Adels- und Offiziersmilieu angesiedelte Romane.
1927 ersetzt ihn Serner mit Waldemar Bonsel (Autor der Biene Maja)
Im Letzte Lockerung manifest (DADA nr. 4-5, 1919) ist Roda-Roda zu lesen, statt Zobeltitz.
Alexander Roda-Roda (1872-1945) war ein österreichischer Humorist und Journalist, Mitarbeiter des Simplicissimus.
Quelle: Gesammelte Werke (hrsg. Th. Milch)
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- Apr 2019
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als Beamten (Soldaten) Fabrik und schlechter Fresser dem Himmel entgegenreifen darf
Dort, wo das Glück beginnt, Traum und Furcht zu werden, flüchtet es in eine Hand, die ihm Furcht und Traum abnimmt, und es ermahnt, als Soldatenfabrik und behaglicher Esser dem Himmel entgegenzureifen.
La vraie Marseillaise (Der Mistral, nr. 1, 1915)
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Freiheit? Ein gewisser kleiner Wohlstand, ein kleiner gewisser Beruf, die Sicherheit vor Ohrfeigen
Aus Denkmäler, Weiber und Laternen.
Freiheit! Sie ist das bequem gefüllte Bett, das auskömmliche Essen und die Sicherheit vor Ohrfeigen.
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Revolution, he? Die hysterische Rauferei organisch zu kurz Gekommener.
Aus Denkmäler, Weiber und Laternen.
Revolution? Sie ist doch nur die hysterisce Rauferei irgendwie organisch Zukurzgekommener.
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langwieriges
In der Zeitschrift DADA nr. 4-5 (1919), wo die ersten 12 Abschnitte dieses Manifests erstmals veröffentlicht wurden, war hier "zeitraubendes" zu lesen.
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Vive Dada!
Vive le rasta! (1927)
Nach dem Bruch mit Tristan Tzara und dem Austritt aus Mouvement Dada, tilgt Serner jeder Bezug auf seine dadaistische Vergangenheit.
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Bestenfalls tut der Gedanke so, als ob.
1911 veröffentlicht der deutsche Philosoph und Kant-Forscer Hans Vaihinger das Werk Philosophie des Als Ob. Das ist kein Zufall, denn Serner schreibt in der unter Pseudonym verfassten Selbstrezension Das dadaistische Manifest (1920):
Es ist ein eigenartiger Zufall, daß dieses bereits vor zwei Jahrn geschriebenen Buch zur selben Zeit erscheint, da in Halle die Als ob-Konferenz tagte. . . Dort begründete der zweifellos ganz hervorragende Philosoph Vaihinger den sogenannten Fiktionalismus . . .
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deutschen
mitteleuropäischen (1927)
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Kontenance
Contenance (1927)
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rastaquouèresk
rastaquèresk (1919)
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Solch ein lieblicher Moment arrangiert den Desperado (o was für ein Süßer!), der als Prophet, Künstler, Anarchist, Staatsmann usw., kurz als Rasta Unfug treibt.
Aus Die Langeweile und der Krieg
Solch ein Augenblick gebiert den Desperado, der als Prophet, Hochstapler, Künstler, Anarchist oder Staatsmann Unfug treibt.
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Diesem scheinbar so friedlichen Exempel ist die Möglichkeit, daß das penetrante Gefühl der Langeweile zu einem Gedanken über ihre Ursache sich emporturnt, am dicksten.
Aus Die Langeweile und der Krieg
In diesen harmlosen Fällen ist die Möglichkeit, daß das penetrante Gefühl der Langeweile zu einem Gedanken über ihre Ursache sich erhebt, am größten.
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Im Hotel Ronceroy oder in Picadilly kommt es hingegen bereits vor, daß es verteufelt unklar wird, warum man jetzt gerade auf seine Hand glotzt und trillert, sich kratzen hört und seinen Speichel liebt.
Aus Die Langeweile und der Krieg
Und kommt es besonders intensiv, so ist dem Menschen unklar, warum er jetzt gerade im Zimmer steht und raucht, in ein Schaufenster glozt und schnuppert, sich reden hört und die Lippen kräuselt, im Zirkus sitzt und einen Clown belacht.
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Auch einem Lokomotivführer fällt es jährlich wenigstens einmal ein, daß seine Beziehungen zur Lokomotive durchaus nicht zwingend sind und daß er von seinem Ehgespons nicht viel mehr weiß als nach jener warmen Nacht im Bois.
Im F. T. Marinettis Manifest L'uomo moltiplicato e il regno della macchina (1910) liest man:
Haben Sie nie beobachtet einen Lokomotivführer, als er den mächtigen Körper seiner Lokomotiv zärtlich wäscht? Die minütiose und geschickte Zärtlichkeiten eines Liebhabers, der seine verehrte Frau liebkost.
Aus Die Langeweile und der Krieg.
Denn nachweisbar fällt es manchem kräftigen Lokomotivführer jährlich wenigstens ein Mal ein, daß seine Beziehungen zur Lokomotive durchaus nicht zwingend sind und daß er von seiner Ehefrau nicht viel mehr weiß als nach jener warmen Nacht im Stadtpark
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3°
Der Artikel Die Langeweile und der Krieg wird bei diesem Abschnitt fortgeführt. (Siehe Abschnitt 2.)
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albern
infantil (1919)
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schwärzlicher Pole
Schaubudenbesitzer (1927)
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Inzwischen hat man sich an das Gehirn gewöhnt, indem man es so unwichtig nimmt, daß man es nicht einmal ignoriert, aus sich einen Rasta gemacht (zu unterst: schwärzlicher Pole; zu oberst: etwa Senatspräsident) und aus der mit Unrecht so beliebten Natur eine Kulisse für ein wahrhaftig sehr starkes Stück.
Aus Die Langeweile und der Krieg
Inzwischen hat man sich an das Gehirn gewöhnt, indem man es ignoriert, aus sich einen Geschäftemacher gemacht und aus der Welt ein Theater.
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um Geldflüsse zu lockern
um Expressionen zu fixen (1927)
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Feuilletonspalten
die Ästhetische (1927)
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embêtantester
ödester (1927)
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begriffen
genossen (1927)
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überaus betrüblicher Aspekt
Vgl. Serners Artikel Über Denkmäler, Weiber und Laternen (Der Mistral, nr. 2, 1915).
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