9 Matching Annotations
  1. Apr 2021
    1. als auch Beitragende anonymisiert

      Da viele Autoren Pre-Prints ihrer Texte oder Präsentationen zu ihren Texten inst Netz stellen, ist es für die Gutachter oft nicht so schwer den Autor zu erraten - besonders bei kleinen Fach-Gemeinschaften. Insofern kann man bei double blind nie sicher sein, ob es am Ende doch nur single-blind ist.

    2. Die weitestgehende Öffnung liegt bei dieser Variante vor, wenn sowohl Autor*innen- wie auch Gutachter*innen- und Gutachtentransparenz besteht. Offene Review-Verfahren schließen ferner die Option einer nachträglichen Veröffentlichung der Gutachten als Begleittexte einer Publikation mit ein

      Volle Transparenz wäre m.E. erst dann gegeben, wenn auch abgelehente Einreichungen mitsamt der der Gutachten, die zur Ablehnung geführt haben ins Netz gestellt werden. Mir scheint, um Meinungs- oder Zitationskartelle zu verhindern (oder zumindest offensichtlich werden zu lassen), wäre das sogar wichtiger als die Namen der Gutachter anzugeben.

    3. Anders als im Falle der URL-Adresse bei verschwundenen Webseiten erhält man aber in so einem Fall mindestens noch Metadaten über die ursprünglich erreichbare Ressource und nicht bloß einen Fehlercode, der auf vielfältige Ursachen zurückgehen könnte.

      Das ist allerdings ein Vorteil, aber auch nur, wenn die Zwischenstelle, die den Resolver betreibt die Metadaten hält, ihrerseits dauerhafter im Netz verfügbar ist als die digitalen Publikationen, die das Ziel des Verweises bilden - was dann der Fall sein dürfte, wenn die entsprechende Institution von vielen Teilnehmern getragen wird.

    4. XML ist als Syntax durchaus offen, auch nicht-hierarchische und vom OHCO-Modell abweichende Textmodelle darzustellen, wie u. a. auch die Guidelines der TEI[10]

      Der Punkt der Kritiker ist nicht, dass man überlappende Datenstrukturen in XML nicht (mehr oder weniger gewaltsam) doch abbilden kann. Der Punkt ist, dass XML und die auf Baumstrukturen zugeschnittenen X-Technologien dazu nicht besonders geeignet sind.

      Wenn man - wie z.B. Andreas Kutschera und Daniele Fusi argumentieren - die Ansicht vertritt, dass bestimmte Textarten und Textphänomene ihrer Natur nach eher Graphstrukturen als Baumstrukturen widerspiegeln, dann verwundert die Fixierung auf X-Technologien, die diesem Text zu Grunde liegt etwas. Eine Privilegierung von XML (als vermeintlicher Standard) könnte hier schlimmstenfalls die Digital Humanities ausbremsen.

      Der wichtige Punkt scheint mir in diesem Abschnitt auch nicht die Verwednung von XML zu sein, sondern dass die verwendeten Datenformate und -strukturen a) wohldokumentiert b) öffentlich (i.S. von nicht proprietär, d.h. durch einen einzelnen Besitzer in Zukunft nach belieben änderbar) c) falls möglich und sinnvoll standardkonform sind.

      XML ist hier bestenfalls ein Beispiel für eine Datenformat, auf desen Grundlage, sich diese drei Eigenschaften herstellen lassen.

    5. Grundsätzlich ist es am besten, wenn die Wissenschaftlerin oder der Wissenschaftler den von ihm oder ihr geschriebenen oder sonst erzeugten Text selbst auszeichnet

      Diese Forderung kann man billigerweise nur stellen, wenn es dafür einfache - von jedermann leicht zu erlernende und zu bedienende Werkzeuge dafür gibt. Welche wären das? (Siehe dazu auch meinen folgenden Kommentar.)

    6. Dafür stehen den Wissenschaftler*innen heute technisch ausgereifte Werkzeuge zur Verfügung

      Tatsächlich? Mir sind bis auf den Classical Text-Editor keine Werkzeuge bekannt, mit denen Geisteswissenschaftler ohne Untersütztung eines Technikers selbstständig TEI-XML-konforme Texte verfassen und in ein- oder mehrere menschenlesbare Ausgabeformate verwandeln können. Wenn ich mich irre, wäre es großartig, wenn Ihr hier ein paar Links auf Werkzeuge setzt, die jeder selbst installieren und in Betrieb nehmen kann, um damit:

      1. Fachaufsätze, Monografien, Sammelbände, Rezensionen
      2. Editionen
      3. Nachschlagewerke, Kataloge, Wörterbücher

      zu verfassen und damit - machen wir es einfach - mindestens eine der beiden Ausgabeformen: Online oder Druck (PDF) selbst zu produzieren. Also genau das zu leisten, was man - unter Verzciht auf semantische Struktuierung - mit Textverarbeitungssystemen schon lange kann, oder - mit zumindest der Möglichkeit semantischer Strukturierung - mit LaTeX auch lange selbst machen kann.

      Sollte es also tatsächlich brauchbare "Jedermanns"-Werkzeuge für TEI-XML geben, dann wäre genau hier die Stelle, sie zu zitieren.

  2. Dec 2017
    1. Prinzipiell wissenschaftsfeindliche Effekte sind immer solche, welche auf einen extrinsischen und sachfremd motivierten Systemzwang zurückgehen, in die Wissenschaftsautonomie intervenieren und Entscheidungen beeinflussen können, welche rein wissenschaftsgeleitet sein sollten.

      Sehr prägnante Beschreibung. Solche extrinsischen Faktoren können das Wohl und Wehe ganzer wissenschaftlicher Schulen entscheiden können, was eigentlich die wissenschaftliche Diskussion entscheiden sollte. Dennoch: Bei den APCs wird die Theorie vertreten, dass solange es mehrere Journals auf ähnlichem Prestige-Niveu in einem wissenschaftlichen Feld gibt, der Wettbewerb darüber entseht, wer die niedrigsten APCs verlangt: Ist Nature zu teuer, geht man eben zu Science. Das würde dem Ansinnen, die APCs in die Höhe zu treiben Grenzen setzen... falls die Theorie stimmt.

    2. Eine völlige Entkopplung von Publikationsdienstleistungen und Bewertungsmechanismen scheint insgesamt als einziger Weg, um das Publikationswesen systemerneuernd aufzustellen.

      Finde ich absolut richtig, wie auch das meiste, was in dem Artikel über Probleme des gegenwärtigen Wissenschaftssystems gesagt wird. Trotzdem denke ich nicht, dass man den Ansätzen, die die Einführung von Open Access anstreben, ohne alle diese Probleme mit zu berücksichtigen, vorwerfen kann systemsatbilisierend zu wirken (siehe oben). (Eine Reform kann auch dann sinnvoll sein, wenn sie nicht gleich zur Weltrevolution führt. Sie darf nur natürlich nicht langfristig kontraproduktiv wirken.)

    3. Goldene Open-Access-Strategien bei der Kooperationen mit dem kommerziellen Sektor haben diesen Effekt, wenn sie die Zahlung von Veröffentlichungsgebühren nicht an systemändernde Bedingungen knüpfen.

      Steht es tatsächlich fest, dass dieser Ansatz, wie er z.B. bei der DEAL-Initiative verfolgt wird, abgesehen von dem Übergang zu OA eine "systemstabilisierende" Wirkung hat. Vehält er sich nicht vielmehr neutral (tertium datur!) dazu, indem er zwar keine weitergehenden Systemveränderungen erfordert oder auch nur intendiert, sie aber andererseits auch nicht verhindert oder erschwert?