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  1. Jul 2024
    1. Ein indigenes Volk hat vor dem kolumbianischen Verfassungsgericht einen Vertrag über Carbon Credits gestoppt, der angeblich in seinen Namen abgeschlossen worden war und der amerikanischen Fluggesellschaft Delta Airlines zum Greenwashing diente.

      https://www.liberation.fr/environnement/colombie-grande-victoire-pour-les-tribus-indigenes-en-amazonie-sur-la-question-des-credits-carbone-controverses-20240711_37QCA6KJGREZVA2YN7ZJ6WYAQA/

    2. Aussi, selon EcoRegistry, société chargée de surveiller les échanges de crédits carbone, Latin Checkout aurait en réalité vendu ces crédits
    3. Ces tribus accusaient les entreprises américaine Ruby Canyon Environmental et colombienne Masbosques d’avoir négocié la vente de crédits carbone pour leur territoire avec des personnes n’ayant pas l’autorité pour le faire
    1. Kurz zuvor hatten die Behörden bereits die Arbeit von Greenpeace in Russland verboten. Greenpeace setzte sich in Russland für Reformen ein, um Waldbrände zu verhindern, und gründete Gruppen von freiwilligen Brandbekämpfern. 2023 musste auch Greenpeace seine Arbeit in Russland einstellen
    2. Der WWF wurde im Sommer 2023 als "unerwünscht" erklärt und damit quasi verboten. Begründung: Die Organisation sei eine "Bedrohung für die Sicherheit im wirtschaftlichen Bereich". Der WWF hatte sich unter anderem gegen Industrieprojekte in der Arktis eingesetzt. Konsequenz: Alle Konten wurden gesperrt, die Anmietung von Immobilien ist untersagt, es dürfen keine neuen Mitglieder geworben werden.
  2. Jun 2024
    1. Je simplifie évidemment les choses, mais il y a un lien pour moi de plus en plus clair entre le début de la dérégulation (l’après 1989), l’explosion des inégalités et la réalisation, de plus en plus claire, venant de plus en plus de secteurs, de l’évidence de la mutation climatique

      Die bewusste Entscheidung der USA gegen eine entschlossene Klimapolitik Anfang der 90er Jahre läuft für Natur auf die spätere Isolierung der USA unter Trump hinaus. Man koppelt sich vom Rest der Erde ab. Damit wird das moderne Projekt, die gesamte Welt zu mobilisieren obsolet. Der Kapitalismus zieht sich auf ein, nach Möglichkeit durch Mauern gesichertes Territorium zurück und zerstört ohne Beschränkungen die Erde außerhalb diess Gebiets.

    2. à quel point cette notion de nature (qui n’est que la moitié de l’ensemble nature-culture comme nous le savons tous aujourd’hui) avait pour effet de dépolitiser l’écologie

      Der Begriff der Natur endpolitisiert die Ökologie, weil im neuzeitlichen Paradigma die Natur genau als der Teil der Realität definiert ist der sich jenseits des politischen Streits befindet. Über die Natur gibt es objektives Wissen, aber genau deshalb ist sie in politische Konflikte nicht direkt eingebunden.

    3. Cela s’ajoute à l’équivoque que recèle la terre depuis plus longtemps : elle est à la fois ce dont on vit et là où l’on vit, ce qui donne les fruits qui garantissent la reproduction des individus et des groupes, et ce qui conditionne une partie de leur identité.

      Die Erde, der Platz, an dem wir leben, bestimmt einerseits unsere Identität immer mit. Andererseits ist auch alles, von dem wir leben, auf der Erde lokalisierbar. Beides fällt in der aktuellen Situation der übernutzung der Erde auseinander. Natur spricht davon, dass viele in der Gegenwart Pflicht nicht wissen, wo sie leben. Bei einer Lebensweise, wie die Erde nicht überfordert, musses dagegen für alle möglich sein, sich zu lokalisieren.

    4. ce ne sont pas de nouveaux espaces qui nous apparaissent en extension, mais le sol devient de façon manifeste le catalyseur de conflits, de résistances, de réinvestissements affectifs et conceptuels dont on peine encore à dessiner les contours.

      In der ökologischen Krisensituation wird der Boden neu politisiert, es entstehen neue emotionale und begriffliche Beziehungen zu ihm, er wird zum Katalysator von Konflikten, Dabei steht die Beziehung zum Boden im Widerspruch zur kapitalistischen Nutzung der Erde. Es geht hier nicht um eine rückwärtsgewandte Beziehung zum Boden im Sinne der Blut und Bodenpolitik der Nazis, sondern um die Entdeckung von etwas neuem und den Qualitäten von Erde und Boden, die bisher ignoriert wurden.

    5. En ce début de xxie siècle, nous sommes en train de redécouvrir la terre. Non pas de façon extensive, comme à l’époque des Grandes Découvertes, où les explorateurs foulaient littéralement de nouvelles terres, mais de façon intensive.

      Latour spricht davon, dass wir es heute nicht mit einer extensiven, sondern einer intensiven Beziehung zur Erde zu tun haben. Sie befiehlt bezieht sich auf mehrere Dimensionen, von denen unser Leben direkt abhängt.

    6. des enjeux politiques et conceptuels liés au rôle que jouent le sol et le territoire, dans la redéfinition de nos cadres d’appréhension du présent.

      Zu Boden und Territorium besteht ein direkter und immer auch politischer Bezug. Es gibt erkennbare Rechte an ihnen Komma bzw fehlende Rechte sie sind aufgeteilt, und der Umgang muss mit ihnen muss geregelt werden. Heute geht es dabei nicht nur um die zu beherrschende oder nicht zu beherrschende Oberfläche sondern um die vieldimensionale Realität des Bodens, von dem wir abhängen. Wir bewegen uns auf dem Boden und alle politischen und wirtschaftlichen Beziehungen finden im geographischen Raum statt, haben für ihn Konsequenzen und sind oft direkt auf ihn bezogen.

    7. S’il est vrai, comme Polanyi le dit et comme vous le soulignez, que la résistance de la société au capitalisme est le trait essentiel de l’histoire, alors la résistance de la terre au capitalisme devait prendre le relais.

      Dieser Widerstand gegen den Kapitalismus wird dann zentral in dem Buch über die ökologische Klasse. offensichtlich gehört hier Polanyi auch zum Hintergrund.

    8. C’était très présent dans Face à Gaïa, cette idée que l’on serait avec les luttes climatiques dans un registre totalement nouveau, dans un moment post-politique.

      Hier kommen die unterschiedlichen Positionen von Charbonnier und Latour sehr deutlich heraus. Charbonnier hält an der Idee einer gesteuerten und kontrollierten Modernisierung fest.

    1. confrontés. L’anthropos de l’Anthropocène n’est rien d’autre que la fiction dangereuse d’un agent universalisé capable d’agir comme une humanité unique48

      Es geht bei Latour eindeutig nicht um eine Kollektivsubjekt namens „Menschheit“. Er verwendet den Ausdruck „Anthropozän“ deshalb immer vorsichtig.

    1. Quoi qu’il en soit, la fusion de l’eschatologie et de l’écologie n’est pas une chute dans l’irrationalité, une perte de sang-froid ou je ne sais quelle adhésion mystique à un mythe religieux dépassé ; elle est nécessaire si nous voulons faire face à la menace en cessant de jouer les conciliations, les tenants de l’apaisement qui diffèrent toujours, une fois encore, le moment de se mettre sur le pied de guerre à temps. L’apocalypse est un appel à être enfin rationnel, à avoir les pieds sur terre. Les avertissements de Cassandre ne seront entendus que si elle s’adresse à des gens qui ont l’oreille accordée au fracas des trompettes eschatologiques.

      Der Aufschub des Handelns gegen den Klimanotstand ist ein Ergebnis der neuzeitlichen Konstruktion von Natur und Kultur und damit einer Materie, die nach „Gesetzen“ funktioniert, die wir mehr oder weniger gut kennen, ohne in der der „Natur“ etwas wahrzunehmen, das tatsächlich handeln kann. Apokalyptisch zu sprechen bedeutet, diese Sicherheit als illusionär anzugreifen.

    2. Ce qui ne parvient pas à pénétrer dans la tête des gens bombardés par les mauvaises nouvelles de la mutation écologique, c’est l’activité, l’autonomie, la sensibilité à nos actions, des matériaux qui composent les zones critiques où nous résidons to

      Auch hier geht es um die Frage, warum fast niemand auf die öklogischen Bedrohungen reagiert. Die Antwort kann man auch so formulieren: Weil es sich dabei um bl0ß materielle, natürliche Dinge handelt, um de wir uns nicht zu kümmern brauchen. Dass sie als „Natur“ verstanden werden, bedeutet, dass sie keine „matters of concern“ sein können.

    3. Et pourtant, si la religion – en tant que contre-religion – reste active, reste féconde, c’est à cause de la découverte que l’on peut vivre, que l’on doit vivre dans le « temps de la fin », en ce sens, à la fois très précis et terriblement instable, que les fins sont atteintes définitivement, au sein du temps et ne peuvent être réalisées que grâce à lui.

      Das ist eine andere Formulierung für die „Immanentisation“. Das, was nach oder außerhalb der Zeit geschehen kann oder soll, wird in die Zeit verlegt und muss damit als Ergebnis der Zeit oder Ziel (fin) verstanden werden.

    4. Si nous étions dans une situation normale, la plus petite alerte concernant l’état de la Terre et de ses boucles de rétroaction, nous aurait déjà mobilisés, comme nous le faisons pour toute question d’identité, de sécurité ou de propriété.

      Die Frage Latours ist hier: Warum sind die ökologischen Probleme keine „matters of concern“? Die Antwort, die er gibt, ist, dass die Erde historisch zur bloßen Materie ohne eigene Handlungsmacht reduziert wurde. Die Erde ist damit aus der Politik verschwunden, sie wurde entpolitisiert. Eine ökologische Politik ist damit umgekehrt an eine Politisierung der Erde gekoppelt, nicht aus Nostalgie, sondern weil handelnde politische Einheiten nur so definiert oder formatiert werden können, wenn sie die Prozesse in der kritischen Zone nicht ignorieren sollen.

    1. Alors qu’au XVIIe siècle, il fallait, d’après Hobbes, que la matière soit déclarée inanimée pour que l’ordre soit rétabli, au début du XXIe, il suffit que la Terre se mette à rétroagir à nos menées pour que l’ordre soit totalement ébranlé.

      Seit Hobbes gehen politische Theorie und politische Praxis von einer nichtanimierten Natur aus, in der Politik nach anderen Regeln als den Gesetzen des „Naturzustands“ funktionieren muss, um Frieden zu sichern. Das Anthropozän stellt diesen Gegensatz und damit auch die Sicherheit, die sich aus der sauberen Trennung von „Natur“ und Politik ergibt, in Frage. Die Erdsystemwisseschaften zeigen, dass wir in der „kritischen Zone“ eines Planeten leben, in der das Leben in einer komplexen Geschichte seine eigenen Voraussetzungen geschaffen hat. Mit dieser Geschichte ist die menschliche Geschichte so verwickelt, dass sich nicht mehr strikt zwischen menschlichen Handelnden und „natürlichen“ Umweltbedingungen unterscheiden lässt. Die Handelnden stehen nicht einer natürlichen Umwelt gegenüber, die stabil ist und schrittweise besser verstehen und beherrschen lässt, aondern sie sind mit historischen Prozessen in der kritischen Zone verschränkt, die die Voraussetzungen der Handlungen verändern. Sie handeln selbst zwangsläufig immer verschränkt mit nichtmenschlichen Akteuren, mit denen sie räumlich verbunden sind.